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Gaston Bachelard – Die epistemologischen Schriften


Dozent/in Dr. Monika Wulz
Veranstaltungsart Masterseminar
Code FS131378
Semester Frühjahrssemester 2013
Durchführender Fachbereich Wissenschaftsforschung
Studienstufe Master
Termin/e Mo, 18.02.2013, 13:00 - 15:00 Uhr, 4.B04
Mo, 25.02.2013, 13:00 - 15:00 Uhr, 4.B04
Mo, 04.03.2013, 13:00 - 15:00 Uhr, 4.B04
Fr, 15.03.2013, 10:00 - 15:00 Uhr, 4.B04
Mo, 18.03.2013, 13:00 - 15:00 Uhr, 4.B04
Mo, 25.03.2013, 12:00 - 15:00 Uhr, 4.B04
Mo, 29.04.2013, 10:00 - 15:00 Uhr, 4.B04
Mo, 06.05.2013, 12:00 - 15:00 Uhr, 3.B47
Fr, 17.05.2013, 10:00 - 15:00 Uhr, 4.B04
Fr, 24.05.2013, 10:00 - 13:00 Uhr, 4.B04
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus Wöchentlich
Inhalt Die Veranstaltung wendet sich bevorzugt an Studierende in Masterstudiengängen. Nach Vereinbarung ist Zulassung von Bachelor-Studierenden gerne möglich. Der historische Ausgangspunkt von Gaston Bachelards Theorie eines neuen wissenschaftlichen Geistes ist 1905: Einsteins Relativitätstheorie leitet für Bachelard eine Phase der anti-sensualistischen, abstrakten Wissenschaftlichkeit ein, die ihre Erkenntnisobjekte nicht als bereits existierend vorfindet, sondern Wirklichkeit durch die eigene Forschungsaktivität erst herstellt. Bachelards Theorie des Wissens steht damit in engem Bezug zu den zeitgleichen Neuerungen der modernen Wissenschaften: Sie betont dabei aber nicht nur die Rolle dieser Neuerungen innerhalb der Wissenschaft selbst. Vielmehr entwickelt sie analog zu ihnen eine neue Epistemologie, d.h. einen neuen Begriff der Wissenschaften. Bachelard nennt sie eine nicht-cartesische Epistemologie. Mit seinem Konzept des epistemologischen Bruchs, der in einer Gegenbewegung zum bestehenden Wissen sowie zur Alltagserfahrung eine Reorganisation der bisherigen Rationalitätsformen herstellt, übte Bachelard auch entscheidenden Einfluss auf das Interesse an der Gewordenheit und Veränderlichkeit von Wissen in der französischen Tradition der historischen Epistemologie u.a. bei Georges Canguilhem, Michel Foucault und Louis Althusser aus. Bachelards Epistemologie lässt sich nicht streng in die Traditionen des Rationalismus, Empirismus, Realismus oder Materialismus einordnen. Sie positioniert sich im Gegensatz dazu und sucht einen alternativen theoretischen Weg. In diesen wird Bachelard in der Folge nicht nur die Rolle der wissenschaftlichen Praxis, des Experiments und der Technologie einbeziehen, sondern auch die kollektive Verfasstheit der Produktion von Wissen. Ziel der Lehrveranstaltung ist, die zentralen Begriffe von Bachelards nicht-cartesischer Epistemologie (Phänomenotechnik, Erkenntnishindernis, epistemologischer Bruch, Anwendung, Realisierung, Psychoanalyse der objektiven Erkenntnis etc.) im Zusammenhang ihrer wissenschafts- wie philosophiehistorischen Auseinandersetzung zu diskutieren.
Lernziele Auseinandersetzung mit einem Grundlagenwerk der der Wissenschaftstheorie und der Wissenschaftsforschung des 20. Jahrhunderts.
Sprache Deutsch
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Referat, Essay, Protokoll) / 4 Credits
Hinweise Als Teil des Angebots im Major Wissenschaftsforschung im Rahmen des ISK (MA) zählt das Hauptseminar für den Vertiefungsbereich ‘Konzepte’.
Hörer-/innen Nein
Kontakt mwulz@mpiwg-berlin.mpg.de
Literatur G. Bachelard, Der neue wissenschaftliche Geist (1934), Frankfurt/Main, 1988. G. Bachelard, La dialectique de la durée (1936), Paris, PUF, 2001. G. Bachelard, Die Bildung des wissenschaftlichen Geistes (1938), Frankfurt/Main, 1987. G. Bachelard, Philosophie des Nein (1940), Frankfurt/Main, 1980. G. Bachelard, Epistemologie. Ausgewählte Texte (1971), Frankfurt/Main, Ullstein 1974. Dominique Lecourt, Kritik der Wissenschaftstheorie. Marxismus und Epistemologie (Bachelard, Canguilhem, Foucault) (1972), Westberlin, 1975. Hans-Jörg Rheinberger, “Gaston Bachelard und der Begriff der ‘Phänomenotechnik’”, in: ders., Epistemologie des Konkreten, Studien zur Geschichte der modernen Biologie, Frankfurt/Main, 2006. Hans-Jörg Rheinberger, Historische Epistemologie, Hamburg, 2007. Cristina Chimisso, Writing the History of the Mind. Philosophy and Science in France, 1900 to 1960s, Ashgate, 2008.