Milch - Mütter - Märkte. Von Stoffgeschichten zur Gesellschaftsanalyse

Dozent/in	PD Dr. Barbara Orland
Veranstaltungsart	Hauptseminar
Code	FS141174
Semester	Frühjahrssemester 2014
Durchführender Fachbereich	Wissenschaftsforschung
Studienstufe	Bachelor Master
Termin/e	wöchentlich (Di), ab 18.02.2014, 15:00 - 17:00 Uhr, 4.B55
Umfang	2 Semesterwochenstunden
Turnus	Wöchentlich
Inhalt	1799 wunderte sich der weitgereiste Naturforscher Alexander von Humboldt ganz und gar nicht, als ihm ein junger Mann berichtete, er habe über mehrere Monate sein Kind gestillt. Dass die männliche Brust prinzipiell Milch erzeugen kann, hielt er für eine wissenschaftliche Tatsache. Ein halbes Jahrhundert später war dies undenkbar. Der Mütterlichkeitsdiskurs des bürgerlichen Zeitalters hatte zu einer beispiellosen Maternalisierung der Körpersubstanz geführt. Wieder ein halbes Jahrhundert später mussten sich die Fabrikanten von Säuglingsnahrungsmitteln diesem Diktat der Mütterlichkeit beugen. „Künstlich“ versus „natürlich“, Selbststillen oder Zufüttern, seither und bis heute streiten sich Mediziner, Wissenschaftler, Fabrikanten, Feministinnen und Mütter um das Stillen. Das Ganze spielt sich vor dem Hintergrund einer weltumspannenden Industrialisierung der Milchproduktion ab. Tierzüchter, Bauern, Molkereien, Transportunternehmer und Gesundheitspolitiker haben aus einem hochsensiblen Naturstoff ein vielseitig verwendbares Nahrungsmittel gemacht. Selbst asiatische Kulturen wie China, in denen nie Milch getrunken wurde, sind heute zum Global Player des Milchkonsums geworden. Aus der Stoffgeschichte der Milch lässt sich daher problemlos eine globale Gesellschaftsanalyse der modernen Welt erschliessen. In jüngerer Zeit erlebt das Studium materieller Dinge eine Renaissance in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Ausgehend vom Beispiel der Milch werden wir im Seminar neueste Beiträge aus verschiedenen Disziplinen, besonders der Wissenschafts- und Technikforschung, zum „material turn“ in den Kultur- und Sozialwissenschaften kennen lernen. Was macht die Motivation zum Thema aus? Worin unterscheiden sich Forschungsansätze? Wohin führt der „material turn“?
Lernziele	Ziel ist es, sich mit einem neuen Trend der Forschung auseinanderzusetzen und eine Position dazu zu gewinnen.
Voraussetzungen	keine
Sprache	Deutsch
Abschlussform / Credits	Aktive Teilnahme (Referat, Protokoll) / 4 Credits
Hinweise	Das Hauptseminar ist Teil des Angebots im Major Wissenschaftsforschung im Rahmen des ISK (MA). Dort zählt es für die Vertiefungsbereiche 'Praktiken' und 'Objekte'.
Hörer-/innen	Ja
Kontakt	barbara.orland@doz.unilu.ch/barbara.orland@unibas.ch
Literatur	Wird zu Beginn des Semesters verteilt.