Dozent/in |
Prof. Dr. Thomas Steinfeld |
Veranstaltungsart |
Hauptseminar |
Code |
FS161298 |
Semester |
Frühjahrssemester 2016 |
Durchführender Fachbereich |
Kulturwissenschaften |
Studienstufe |
Bachelor
Master
Doktorat |
Termin/e |
wöchentlich (Fr), ab 26.02.2016, 10:15 - 15:00 Uhr, 4.B51 |
Weitere Daten |
26.2./4.3./18.3./8.4./22.4./20.5./3.6.16 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Turnus |
Blockveranstaltung |
Inhalt |
Wissen und Eigentum stehen in einem widersprüchlichen Verhältnis zueinander. Denn alles Wissen drängt ja auf Allgemeinheit, es will bedacht und geprüft werden, und erst in der Allgemeinheit erweist sich, ob es richtig oder falsch, seinem Gegenstand angemessen oder irrig ist. Wissen muss zirkulieren. Wegen dieser Bindung an die Zirkulation, an die Allgemeinheit und die Öffentlichkeit gehören die diversen Medien der Publikation ebenso wie die Konferenz und das Kolleg zu den angemessenen Formen der Darstellung des Wissens. Und deshalb erlöschen auch, ihrer Entstehung ungeachtet, nach einiger Zeit und vielfältigem Gebrauch alle Eigentumsrechte am Wissen. Der Widerspruch zwischen Wissen und Eigentum ist in jüngster Zeit virulent geworden, und zwar vor allem beim wissenschaftlichen Plagiat. Zu den Gründen dafür gehören gewiss eine Verschärfung des akademischen Wettbewerbs wie auch der zunehmend unsichere Status akademischer Korporationen. Andererseits offenbart sich darin auch Grundsätzliches: Denn wer darauf besteht, ein Gedanke sei ein Eigentum, führt das Wissen in etwas Einzelnes zurück. Wenn es sich dort erhalten soll, geht das nur in Gestalt des Geheimnisses - das notwendig nur begrenzte Zeit Bestand haben kann. Zugleich aber gibt es grosse gesellschaftliche Bereiche, deren Geltung eng an die Einzigartigkeit des darin Produzierten gebunden ist. Das gilt zunächst für die Bildende Kunst, so wie sie gegenwärtig eine Bedeutung innerhalb der Gesellschaft genießt, wie sie diese nie zuvor besass. Dass sich in dieser Sphäre gegenwärtig ein Fälschungsskandal an den anderen reiht, geht gewiss auch darauf zurück, welche Dimensionen der Kunstmarkt mittlerweile angenommen hat. Aber es zeigt sich darin auch, wie sehr die Bedeutung der Kunst an eben diesen Anspruch auf Einzigartigkeit gebunden ist, der historisch ja ein eher junges Problem ist. Daneben sind es das Design und die Markenkultur, in denen Kopien, Fälschungen und Plagiate unmittelbar zu existentiellen Herausforderungen werden, auch wenn die damit verbundenen Produkte nur in Gestalt von industriell gefertigten Serien existieren. In diesem Seminar werden wir uns grundsätzlich mit der Frage beschäftigen, was Kopien, Fälschungen und Plagiate eigentlich sind, wie sich die entsprechenden Vorstellungen im Lauf der jüngeren Geschichte verändern und warum Einzigkeit oder Einzigartigkeit gegenwärtig ein Thema von so großer gesellschaftlicher Relevanz ist. |
Sprache |
Deutsch |
Abschlussform / Credits |
Aktive Teilnahme (Referat) / 4 Credits
Aktive Teilnahme / 4 Credits
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Hörer-/innen |
Ja |
Kontakt |
tsteinfeld@icloud.com/silvia.cavelti@unilu.ch |
Material |
Olat-Plattform |
Literatur |
Jochen Bung, Malte-Christian Gruber, Sebastian Kühn (Hrsg): Plagiate. Fälschungen, Imitate und andere Strategien aus zweiter Hand, Berlin 2011
Hennig Harte-Bavendamm: Handbuch der Markenpiraterie in Europa, München 2000
Richard A. Posner: The Little Book of Plagiarism, Pantheon Books, 2007
Volker Rieble: Das Wissenschaftsplagiat – Vom Versagen eines Systems, Frankfurt am Main 2010
Philipp Theisohn: Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte, Stuttgart 2009 |