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Politik, konkurrierende Islaminterpretationen und sozialer Wandel im Iran


Dozent/in Dr. phil. Amir Sheikhzadegan
Veranstaltungsart Masterseminar
Code FS161317
Semester Frühjahrssemester 2016
Durchführender Fachbereich Religionswissenschaft
Studienstufe Master
Termin/e wöchentlich (Mo), ab 22.02.2016, 13:15 - 15:00 Uhr, 3.B57
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus wöchentlich
Inhalt Die Modernisierung Irans wurde durch die bürgerliche Revolution von 1905 - 11 eingeleitet und von der Pahlavi-Dynastie mit autokratischen Mitteln durchgesetzt. Die Widersprüche des Transformationsprozesses erodierten allerdings die Legitimität des Regimes und schadeten dem Image der Moderne nachhaltig. So gelang es 1979 einer Gruppe ambitionierter Geistlicher, die Führung einer landesweiten Protestbewegung an sich zu reissen, die Monarchie zu stürzen und ein islamistisches Regime zu gründen.
Vermochten die neuen Machthaber anfänglich, ihr Islam-Bild gegen andere Islaminterpretationen durchzusetzen, so sind sie seit den 1990er Jahren mit neuen Stimmen konfrontiert, welche die offizielle Lesung des Islam herausfordern.
Vor diesem Hintergrund behandelt das Seminar die Wechselwirkung von sozialer Transformation, politischen Prozessen und konkurrierenden Islaminterpretationen schiitischer Gelehrten in Iran vor und nach der „islamischen Revolution“. Welche Dimensionen des sozialen Wandels führten zum Zerfall des Monarchie-Regimes? Wie konnte aus einer vorwiegend quietistischen schiitischen Theologie eine revolutionäre Ideologie konstruiert werden? Wie gelang es den Geistlichen, eine demokratische Revolution zur Errichtung einer repressiven Theokratie zu instrumentalisieren? Welche Rolle spielte dabei die Doktrin des Welayat-e Faqih? Was führte in den 1990er Jahren zur politischen Öffnung? Welche gesellschaftlichen Dynamiken spielten dabei eine Rolle? Welche neuen Islaminterpretationen sind seither entstanden und wie sind sie wissenssoziologisch zu erklären?
Diese und ähnliche Fragen werden von den Seminar-Teilnehmenden individuell, aber auch in Gruppen, bearbeitet. Interessenten dürfen auch zu einem Thema ihrer Wahl eine Seminararbeit verfassen.
Lernziele Das Seminar zielt darauf ab, konkurrierende Islaminterpretationen schiitischer Gelehrten in Iran zu analysieren, deren Bezug zur sozialen Transformation zu erörtern und deren politische Relevanz aufzuzeigen.
Voraussetzungen BA
Sprache Deutsch
Leistungsnachweis keine
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme, mündliches Engagement; Kurzreferat / 4 Credits
Kontakt asheikhzadegan@doz.unilu.ch
Literatur Amirpur, K. (2009). Unterwegs zu einem anderen Islam: Texte iranischer Denker Hasan Yusefi Eshkevari, Mohsen Kadivar, Mohammad Mojtahed Shabestari, Freiburg, Br.: Herder Gronke, M. (2003). Geschichte Irans: von der Islamisierung bis zur Gegenwart (Vol. 2321). München: CH Beck. Jahanbakhsh, F. (2001). Islam, democracy and religious modernism in Iran (1953-2000): from Bazargan to Soroush, Boston: Brill. Keddie, N. R., & Richard, Y. (2006). Modern Iran: roots and results of revolution. Yale University Press. Ourghi, Mariella (2005). Shiite criticism of the welayat-e faqih, Asiatische Studien, 59, 831-44.