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Unternehmenskritische Kampagnen. Öffentliche Dynamiken und organisationale Folgen


Dozent/in Dr. des. Luca Tratschin
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS171261
Semester Frühjahrssemester 2017
Durchführender Fachbereich Soziologie
Studienstufe Bachelor
Termin/e wöchentlich (Mi), ab 22.02.2017, 16:15 - 18:00 Uhr, 3.B48
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Inhalt Unternehmen mussten in den letzten Jahrzehnten lernen, dass ihre gesellschaftliche Legitimität nicht ausschliesslich in der Akkumulation von Profit fundiert ist, wie Milton Friedman argumentiert hat. In der jüngeren Vergangenheit sahen sich Firmen zunehmend mit Erwartungen konfrontiert, die über den Bereich des „rein“ Ökonomischen hinausreichen, und mussten lernen, dass sie solchen Erwartungen mindestens in ihrer Aussendarstellung Rechnung tragen müssen. Unternehmen sollen nun offenbar nicht bloss Profit generieren, sondern sich z.B. auch für die Umwelt und Chancengleichheit einsetzen. Gerade der Prozess der Globalisierung, der sich laut vielen Beobachtern durch die Schwächung staatlicher Gestaltungskapazitäten auszeichnet, hat dazu geführt, dass Unternehmen nun als interessante Adressaten für Forderungen erscheinen, die bislang vor allem der Politik zugemutet wurden. Unternehmen sind so in den Fokus einer kritischen Öffentlichkeit gerückt und müssen damit rechnen, dass ihre Verfehlungen öffentlich angeprangert werden und sie sogar mit zunächst unwahrscheinlichen Zuständigkeitszuschreibungen überrascht werden können. Ein bedeutendes, wenn auch nicht exklusives Mittel, Unternehmen dazu zu bewegen „verantwortlich“ zu handeln, liegt dabei in der Lancierung unternehmenskritischer Kampagnen durch soziale Bewegungen und NGOs.
In diesem Seminar sollen unternehmenskritische Kampagnen von zwei Seiten ausgeleuchtet werden: Einerseits wird die Seite der beschuldigenden Akteure betrachtet und untersucht, auf welche rhetorischen und argumentativen Mittel sie in ihren Kampagnen zurückgreifen, um Unwahrscheinlichkeitsschwellen des Kampagnenerfolgs zu überwinden. In den Gegenstand des Interesses rückt dann die unternehmenskritische Kampagne als spezifische Form der öffentlichen Kommunikation. Andererseits soll die Seite der Unternehmen in den Blick genommen werden. Hier interessieren dann sowohl die öffentlichen Reaktionen von Unternehmen als auch die möglichen innerorganisationalen Folgen unternehmenskritischer Kampagnen.
Sprache Deutsch
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Referat) / 4 Credits
Kontakt luca.tratschin@unilu.ch
Material Texte werden über OLAT zugänglich gemacht.
Literatur Baringhorst, Sigrid et al. (2010) (Hg.), Unternehmenskritische Kampagnen. Politischer Protest im Zeichen digitaler Kommunikation, Wiesbaden: VS. Gusfield, Joseph R. (1981), The Culture of Public Problems: Drinking-Driving and the Symbolic Order, Chicago: University of Chicago Press: S. 10-16. Holzer, Boris (2010), Moralizing the Corporation: Transnational Activism and Corporate Accountability, Cheltenham: Edward Elgar: Jamali, Dima (2010), MNCs and International Accountability Standards Through an In-stitutional Lens: Evidence of Symbolic Conformity or Decoupling, in: Journal of Business Ethics 95: 617-640. King, Brayden G.; Pearce, Nicholas A. (2010), The Contentiousness of Markets: Politics, Social Movements, and Institutional Change in Markets, in: Annual Review of Sociology 36: 249-67. Oliver, Christine (1991), Strategic Responses to Institutional Processes, in: The Academy of Management Review 16(1): 145-179. (fakultativ) Snow, David A.; Benford, Robert D. (1988), Ideology, Frame Resonance, and Participant Mobilization, in: Bert Klandermans, Hanspeter Kriesi, Sidney Tarrow (Hg.), International Social Movement Research. Volume 1, London: Jai Press. Weber, Klaus; Heinze, Kathryn L.; Desoucey, Michaela (2008), Forage for Thought: Mobilizing Codes in the Movement for Grass-Fed Meat and Dairy Products, in: Admi-nistrative Science Quarterly 53(3): 529-567. Zald, Mayer N.; Morrill, Calvin; Rao, Hayagreeva (2004), The Impact of Social Move-ments on Organizations. Environment and Responses, in: Gerald Davis et al. (Hg.), Social Movements and Organization Theory, Cambridge: Cambridge University Press.