Ein Begriff und seine Anwendung: Louis Althussers ‚Spontane Philosophie der Wissenschaftler’ (1967)
Dozent/in |
Prof. Dr. Christoph Hoffmann |
Veranstaltungsart |
Masterseminar |
Code |
FS171345 |
Semester |
Frühjahrssemester 2017 |
Durchführender Fachbereich |
Wissenschaftsforschung |
Studienstufe |
Master |
Termin/e |
wöchentlich (Di), ab 21.02.2017, 16:15 - 17:45 Uhr, 3.B57 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Turnus |
Wöchentlich |
Inhalt |
Im Herbst 1967 hält der Philosoph Louis Althusser, einer der wichtigsten marxistischen Theoretiker der 1960er Jahre, an der École Normale Supérieure in Paris einen Zyklus von Vorlesungsstunden unter dem Titel Philosophie und spontane Philosophie der Wissenschaftler.
Im Zentrum von Althussers Überlegungen steht die Unterscheidung zwischen einer konventionellen Philosophie der Wissenschaftler (von Philosophen betrieben) und einer sogenannten „spontanen Philosophie der Wissenschaftler“ (SPW), worunter Althusser „diejenigen (bewussten oder unbewussten) Vorstellungen“ von Wissenschaftler*innen versteht, „die ihre wissenschaftliche Praxis und die Wissenschaft betreffen.“
Mit dieser Unterscheidung macht Althusser darauf aufmerksam, dass alles wissenschaftliche Tun, gerade da, wo es scheinbar vollkommen in seine Sache verstrickt ist, von Philosophemen durchzogen ist, die das Forschen organisieren und mit Sinn ausstatten.
Diese SPW ist nach Althusser durch zwei Elemente charakterisiert: Innerwissenschaftliche, quasi aus der Praxis geborene Auffassungen und ausserwissenschaftliche, vornehmlich aus der Wissenschaftstheorie bezogene Auffassungen. Althussers Analyse zielt dabei darauf ab, das erste Element gegenüber dem zweiten zu privilegieren; oder anders gesagt die SPW von der Dominanz von aussen kommender wissenschaftstheoretischer Einflüsse zu reinigen.
In der ersten Hälfte des Seminars werden wir gemeinsam Althussers Vorlesung besprechen und sein Argument nachvollziehen. In der zweiten Hälfte des Seminars werden wir verschiedene Einsatzpunkte aufsuchen, an denen die SPW greifbar wird. Zu denken ist hier an Lehrbücher, wissenschaftliche Kontroversen oder auch Anleitungen zur ‚guten wissenschaftlichen Praxis’. Die Teilnehmer*innen sollen hierfür eigene Beiträge erarbeiten.
Als Leitfragen schlage ich vor: Aus welchen Bestandstücken setzt sich die SPW zusammen? Wie wird die SPW vermittelt und wie spontan ist sie dann? Welche wissenschaftstheoretischen Auffassungen sind in der SPW besonders präsent? Welches Bild von Wissenschaft wird in der SPW entworfen? Ist Althussers Trennung zwischen inner- und ausserwissenschaftlichen Elementen der SPW möglich und sinnvoll? Welche Funktion übernimmt die SPW für Wissenschaftler? Warum soll man sich für diese SPW interessieren? |
Lernziele |
Auseinandersetzung mit Althussers Begriff der ‚praktischen Philosophie der Wissenschaftler’; Anwendung des Begriffs an selbst zu erarbeitenden Beispielen |
Sprache |
Deutsch |
Abschlussform / Credits |
Aktive Teilnahme (Eigener Beitrag) / 4 Credits
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Hinweise |
Das Masterseminar ist Teil des Angebots im Major Wissenschaftsforschung im Rahmen des ISK (MA). Dort zählt es für den Bereich 'Konzepte'. |
Hörer-/innen |
Nein |
Kontakt |
christoph.hoffmann@unilu.ch |
Literatur |
Louis Althusser, Philosophie und spontane Philosophie der Wissenschaftler (1967/1974), übers. von Frieder Otto Wolff, Berlin 1985. |
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