Dozent/in |
Judith Nyfeler, MA |
Veranstaltungsart |
Hauptseminar |
Code |
FS181173 |
Semester |
Frühjahrssemester 2018 |
Durchführender Fachbereich |
Soziologie |
Studienstufe |
Bachelor |
Termin/e |
wöchentlich (Di), ab 27.02.2018, 14:15 - 16:00 Uhr, 4.B51 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Inhalt |
Anders als bei älteren Theorien (z.B. Taylor oder Weber) geht es der Kontingenztheorie nicht um Musterlösungen organisationaler Effizienz, sondern um die Beachtung und Reaktion auf sog. constraints (Einschränkungen) und contingencies (Eventualitäten) aus der Umwelt. Seit der Entstehung des Kontingenzansatzes in den 1960er-Jahren ist die Hervorhebung und Wichtigkeit der Umwelt für die Organisation nie ausser Mode gekommen und so betont auch der in Anschluss daran in den 1970er-Jahren entwickelte Neo-Institutionalismus die Bedeutung der Umwelt. Theoretisch schliesst der Neo-Institutionalismus an die Kontingenzforschung an und teilt somit das Umweltinteresse der Kontingenzforschung. Jedoch fokussiert der Neo-Institutionalismus auf eine Umwelt, welche für die Kontingenzforschung nicht sichtbar ist; nämlich die nicht-funktionale, nicht-technologische und nicht-ökonomische, sondern „institutionelle“ Umwelt.
Damit der organisationale Kern trotz Störungen (bspw. Marktdynamiken, unsichere Produktionsbedingungen, technischer Fortschritt) weiter operieren kann, werden Kernaktivitäten durch die Organisationsstrukturen entkoppelt. Die Kontingenztheorie betont, dass Organisationen ihren Kern vor Störungen in der Umwelt durch sog. „buffers“ schützen. Buffering kann in verschiedenen Formen auftreten. Ein Beispiel wäre die Einrichtung von Lagerhallen, um kontinuierlich produzieren zu können, obwohl der Absatz diskontinuierlich ist (bspw. Ski-Produktion). Ein anderes Beispiel wäre hier die Herausbildung einer permanenten Kleiderkollektion, die wenig bis gar nicht von saisonalen Trends abhängt. Im Neo-Institutionalismus dienen die Organisationsstrukturen der Umweltanpassung. Vordergründig wird Kongruenz zwischen den organisationalen Strukturen und den Erwartungen aus der Umwelt vorgegeben, hintergründig wird Divergenz ermöglicht. Die Organisation beobachtet die Umwelt und übernimmt strukturelle Elemente zur Legitimitätsstiftung, denn den Umwelterwartungen zu widersprechen, wäre für die Organisation lebensbedrohlich und Legitimität garantiert organisationales Überleben.
Das Seminar richtet sich an Interessierte, die sich gerne kritisch und konzeptuell mit zwei grundlegenden Theorien der Organisationsforschung auseinandersetzen wollen. Zu den Lernzielen gehören darüber hinaus überfachliche Kompetenzen, die bei der Übernahme eines Referats, der Moderation der Diskussion und beim Diskutieren relevanter Thesen und Fragen erworben werden. Die Seminarlektüre besteht aus deutscher und englischer Literatur. |
Sprache |
Deutsch |
Abschlussform / Credits |
Aktive Teilnahme (Referat) / 4 Credits
|
Kontakt |
judith.nyfeler@unilu.ch |
Literatur |
DiMaggio, Paul J. and Powell, Walter W. (1983) ‘The Iron Cage Revisited: Institutional Isomorphism and Collective Rationality in Organizational Fields’, American Sociological Review 48(2), 147–160.
Hasse, Raimund und Georg Krücken (2005): Neo-Institutionalismus. 2. Ed. Bielefeld: Transcript.
Kieser, Alfred, (1999): Der situative Ansatz. In: Kieser, Alfred und Mark Ebers (Hg.): Organisationstheorien. Stuttgart: Kohlhammer, 164-194.
Meyer, John W. and Rowan, Brian (1977) ‘Institutionalized Organizations: Formal Structure as Myth and Ceremony’, American Journal of Sociology 83(2), 340–363.
Mintzberg, Henry (1979): The Structuring of Organizations. A Synthesis of the Re¬search. Englewood Cliffs, N.J.: Prentice-Hall.
Powell, Walter W. and DiMaggio, Paul J. (1991) The New Institutionalism in Organizational Analysis. Chicago, London: The University of Chicago Press.
Scott, Richard W. (1986): Grundlagen der Organisationstheorie. Frankfurt am Main: Campus.
Thompson, James D. (2008[1967]) Organizations in Action. 6 Ed. New Brunswick, News Jersey: Transaction Publishers.
Walgenbach, Peter (2014): Neoinstitutionalistische Ansätze in der Organisationstheorie. In: Kieser, Alfred und Mark Ebers (Hg.): Organisationstheorien, 295-345.
Walgenbach, Peter und Renate Meyer (2008): Neoinstitutionalistische Organisationstheorie. Stuttgart: Kohlhammer. |