Sie sind nicht angemeldet

Von (wissenschaftlichen) und anderen 'Experten'


Dozent/in lic. phil. Flurin Rageth
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS181210
Semester Frühjahrssemester 2018
Durchführender Fachbereich Wissenschaftsforschung
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e wöchentlich (Do), ab 22.02.2018, 12:15 - 14:00 Uhr, 3.B52
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus wöchentlich
Inhalt Expertinnen und Experten sind en vogue. Zumindest kennt jede politische Auseinandersetzung den fast schon ritualisierten Moment, in dem wissenschaftliche Experten – ihr Wissen, ihre Meinung, ihre Person – ins Spiel kommen. Trotz ihrer öffentlichen Präsenz – auch in Gestalt von Expertenkommissionen, Expertenberichten, Experteninterviews – scheint es aber auch so zu sein, dass der wissenschaftliche Experte keine höhere Gewalt mehr darstellt, der man das letzte Wort erteilen kann, um beispielsweise gesellschaftliche Kontroversen aufzulösen. Ist die Zeit des wirkmächtigen Experten vorbei? Ist eine Zeit ohne ihn überhaupt vorstellbar? Was ist ein Experte? Über den ‚Experten’ schrieb Bruno Latour einmal: „[...] es gibt wirklich nichts weniger Wissenschaftliches als einen Experten, der verpflichtet ist, zwischen unzähligen divergierenden Ansichten einen Mittelwert zu bilden und eine vielfältige Forschungslandschaft auf einige wenige, für die andere Seite verständliche Daten zu reduzieren: Um ein Experte zu werden, musste er alles hinter sich lassen, was die glorreiche Unsicherheit der Forschung ausmacht.“ Während der Wissenschaftler als Forscher Fragen stellt und es mit Unsicherheiten zu tun hat, besteht die Rolle des Wissenschaftlers als Experte offenbar darin, Antworten zu liefern und für Gewissheit zu sorgen. So erkennt Latour im ‚Experten’ eine Figur voller Unglück und seelischen Leidens. Was lässt sich sonst noch über den Experten sagen? Und vor allem: wie kann man diese uns allzu vertraute Figur in einen Gegenstand der Reflexion verwandeln? Seit wann gibt es ihn, den Experten? Wie wird man zum Experten? Was macht ein Experte aus? Was macht er, wie spricht er? Wie verhalten sich Experte und Laie zueinander? Sind Experten wirklich entscheidende Passagepunkte, die dafür sorgen, dass unser Alltag mit Produkten und Erkenntnissen aus den Wissenschaften bevölkert wird? Welche Vorstellungen und Verständnisse von Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit lassen sich für eine Gesellschaft bestimmen, in welcher – wie der unsrigen – der Experte kaum wegzudenken ist? So geht es in diesem Seminar um den ‚Experten’. Und darum, ihn tous azimuts zu problematisieren. Wir lesen Texte (von und über Experten), tragen eigene Alltagsbeobachtungen zusammen und versuchen, mit ‚Experten’ ins Gespräch zu kommen.
Lernziele Im Seminar verfolgen wir unter anderem das Ziel, den 'Experten' und damit eine wirkmächtige Figur der Wahrheit und des Wissens zu problematisieren.
Voraussetzungen keine Voraussetzungen erforderlich
Sprache Deutsch
Begrenzung Max. 15 Personen
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Protokolle) / 4 Credits
Hinweise Die Veranstaltung zählt für den Vertiefungsbereich 'Praktiken'.
Hörer-/innen Ja
Kontakt flurin.rageth@unilu.ch
flurin.rageth@doz.unilu.ch