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Das Meer. Eine Wissenschafts- und Kulturgeschichte


Dozent/in Dr. Ariane Tanner;
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS181211
Semester Frühjahrssemester 2018
Durchführender Fachbereich Wissenschaftsforschung
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e wöchentlich (Mo), ab 19.02.2018, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B47
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus wöchentlich
Inhalt Um 1800 galt das Meer als gefährlich und die ozeanischen Tiefen als unwirtlich, dunkel und unbelebt, kurz: als eigentliche «Antithese zur Zivilisation». Heute gibt es viele Evidenzen dafür, dass das zivilisatorische Treiben die Weltmeere durch Überfischung, Abfall, Übersäuerung und Klimaerwärmung ganz entscheidend verändert hat. Die zweihundertjährige Geschichte dazwischen lässt sich nicht von einem risikoreichen (Un)Ort der Seefahrt hin zu einem durch Kulturtechniken beherrschten Raum schreiben. Vielmehr geht es darum, die Ozeane als Orte von menschlichen Praktiken der Aneignung und Nutzung sowie als Projektionsflächen für Imaginationen zu verstehen. Eine solche Meeresgeschichte berücksichtigt literarische und naturgeschichtliche Ästhetisierungen des marinen Raums und dessen Bewohner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenso wie die Idee von Ingenieuren aus den 1950er Jahren, die Ernährungssicherheit durch die scheinbar unerschöpfliche Proteinressource Phytoplankton global zu garantieren. Der oftmals an der Dynamik des Gegenstands scheiternde wissenschaftliche Zugriff gehört gleichermassen zur Meeresgeschichte wie touristische Ausflüge, Hobbyfischerei und Tauchen. Vorstellungen der territorialen Expansion durch Besetzung von Meerboden und dort vermuteter Ressourcen illustrieren eine Imaginationsgeschichte des Meeres auf geopolitischer Basis. Im dystopischen Film «Soylent Green» aus dem Jahre 1973 wiederum implodieren Allmachtphantasien gründlich, weil die letzte verbliebene ‘Biomasse Mensch’ mit sich selbst kurzgeschlossen wird, nachdem auch die marine Nahrungskette in einer ohnehin zerstörten Umwelt erschöpft worden war. In diesem Seminar analysieren wir Sekundärliteratur und Quellen wie bspw. wissenschaftliche Studien, Zeichnungen, Statistiken, Reiseberichte, Literatur, Filme, Zeitschriftenartikel, Broschüren von internationalen Gremien und Satellitenbilder. Wir werden sehen, dass das Wissen und die Imaginationen über das Meer immer auch ein Wissen über den Menschen, seine Praktiken und Hoffnungen sowie seine Rolle auf dem Planeten ist.
Sprache Deutsch
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Referat oder Protokoll) / 4 Credits
Hinweise Das Seminar gilt für die Vertiefungsbereiche 'Gegenstände' und 'Praktiken'.
Hörer-/innen Ja
Kontakt ariane.tanner@yahoo.com
ariane.tanner@doz.unilu.ch