Sie sind nicht angemeldet

Zur Governance von religiös pluralen Gesellschaften. Ansätze, Kritiken und Umsetzungen


Dozent/in Prof. Dr. phil. Martin Baumann
Veranstaltungsart Masterseminar
Code FS201136
Semester Frühjahrssemester 2020
Durchführender Fachbereich Religionswissenschaft
Studienstufe Master
Termin/e wöchentlich (Mi), ab 19.02.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, 3.B01
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Inhalt In den zwei Jahrzehnten der Post-9/11-Epoche haben Politiker, Fachpersonen in Behörden und Religionsforschende in zahlreichen Ländern Europas, Nordamerikas und Asiens Fragen der Regelung von religiöser Diversität verstärkt in den Vordergrund gerückt. Entgegen der Annahme des Bedeutungsverlusts von Religion, die nationale Politiken und viele sozialwissenschaftliche Forschungen im ausgehenden 20. Jahrhundert bestimmte, zeigt sich eine fortwährende Bedeutung religiöser Gemeinschaften und Identitäten. Zugleich ist eine Diskrepanz zwischen einem zunehmenden Analphabetismus in Sachen Religion und einer Skandalisierung von Religion in vielen Medien beobachtbar. Politische und gesetzgeberische Reaktionen auf die wahrgenommene Gefahr durch Religion für die freiheitlich demokratische Gesellschaft sind Einschränkungen wie das Tragen von Ganzkörperverschleierung und gewissen religiösen Symbolen sowie ein (international singuläres) Verbot von Minarettneubauten. Diese Begrenzungen religiöser Freiheiten und verschiedene nationale und in der Schweiz kantonale Vorstösse, das Verhältnis von Kanton und Religionsgemeinschaften gesetzlich neu zu bestimmen, sind Hinweise auf den Bedarf einer Governance von religiös pluralen Migrationsgesellschaften der Gegenwart.
Das Masterseminar wird einerseits Theoriemodelle des Verhältnisses von Religion und Gesellschaft behandeln (Säkularisierung, öffentliche Religion, Multikulturalismus). Andererseits widmet es sich konkret Fragen der Regelung des Verhältnisses von Staat und Religion in Form von Governance-Ansätzen in Frankreich, der Türkei, Israel und Australien. Mit Blick auf die Schweiz sollen neue kantonale Erhebungen, Empfehlungen und Umsetzungsansätze zur Sprache kommen. Im Seminar werden wir Texte und Studien gemeinsam besprechen, eigenständige Recherchen durchführen, vorhandene Governance-Ansätze kritisch beurteilen und eigene Empfehlungen für eine Governance religiös pluraler Gesellschaften ausarbeiten.
Lernziele Ziel des Seminars ist es, jüngste staatliche Ansätze einer Neujustierung des Verhältnisses zu Religionsgemeinschaften und Dachverbandsorganisationen kennen zu lernen, vorhandene Regelungsmodelle zu analysieren und Governance-Optionen kritisch zu beurteilen.
Voraussetzungen BA-Studium
Sprache Deutsch
Leistungsnachweis -
Abschlussform / Credits KSF, aktive Teilnahme, mündliches Engagement; Kurzreferat / 4 Credits
Kontakt relsem@unilu.ch
Literatur Bramadat, Paul and Matthias Koenig,. Eds. International Migration and the Governance of Religious Diversity, Montreal, Kingston 2009 Nolte, Paul. Religion und Bürgergesellschaft. Brauchen wir einen religionsfreundlichen Staat?, Berlin 2009 Triandafyllidou, Anna and Tariq Modood. Eds. The Problem of Religious diversity: European Challenges, Asian Approaches, Edinburgh 2017