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Forschungsseminar: Die empirische Vielseitigkeit der Lebensstile – Soziale Milieus und Lebensformen im Blick von qualitativen und quantitativen Methoden (Mixed-Methods)


Dozent/in Guy Schwegler, MA
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS201331
Semester Frühjahrssemester 2020
Durchführender Fachbereich Soziologie
Studienstufe Bachelor
Termin/e Mi, 19.02.2020, 08:15 - 10:00 Uhr, 3.B57
Do, 05.03.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 12.03.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 19.03.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 26.03.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 02.04.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 09.04.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 23.04.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 30.04.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 07.05.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 14.05.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Do, 28.05.2020, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Inhalt Die sich ab den 1980er Jahren etablierende Milieu- und Lebensstilforschung hat die Sozialstrukturanalyse und damit einen zentralen soziologischen Forschungsbereich gleich doppelt neugestaltet: Auf der einen Seite wurden in einem konzeptionellen Sinne Fragen nach der Mehrdimensionalität der Sozialstruktur und nach neuen Ungleichheiten gestellt. Diese neuen Ungleichheiten können nicht mehr direkt zu ökonomischen Merkmalen und auch nicht mehr indirekt zu Klassen und Schichten in Bezug gesetzt werden (Beck 2016). Auf der anderen Seite – und als implizite Folge davon – hat sich der methodologische Ansatz, weg von einer reinen struktur- hin zu einer stärker subjektorientierten Sicht verschoben (Hradil 1978, Schulze 2000). Es sei neu eine lebensweltliche Relevanzsetzung durch die Akteur*innen selber, welche die sozialen Gruppen (mit-)formt und die es zu erheben gelte.
Die neuen Thesen der Milieu- und Lebensstilforschung zu sozialen Ungleichheiten weisen weiter auf Fragen hin, denen empirisch nachgegangen werden soll. Gleichzeitig ist aber die damit implizierte Subjektorientierung für die gängigen methodischen Verfahren der Sozialstrukturanalyse eine Herausforderung. Denn obschon die Beschäftigung mit Ungleichheit eine qualitative methodische Tradition besitzt (vgl. Schiek 2018) versteht sich die Milieu- und Lebensstilforschung vor allem als quantitatives Projekt. Doch standardisierte Befragungen scheinen für die Selbst- und Fremdzurechnungen, wie sie als Klassifikationen neu von den Akteur*innen vorgenommen werden, nur beschränkt geeignet zu sein (Sachweh 2013). Erst mit interpretativen und nicht-standardisierten Verfahren lassen sich die Pluralitäten und die Bedeutungen in diesen neuen Prozessen rekonstruieren.
Das Seminar «Die empirische Vielseitigkeit der Lebensstile» möchte anhand dieser methodologischen Problematik die Idee von Mixed-Methods Ansätze präsentieren. Das heisst, dass eine Form der Milieu- und Lebensstilanalyse verfolgt werden soll, in der die Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden vorherrscht. Eine thematische und empirische Ausgangslage für das Seminar bilden weiter die Sozialstrukturanalysen, die im vergangenen Jahr durch Studierende umgesetzt wurden (z.Bsp. Caluori, Suter, Stingelin & Zemp 2019). Im Verlauf des Semesters werden dann theoretische Zugänge erarbeitet, (quantitative) Sekundärdaten analysiert, eigene (qualitative) Zugänge geplant und umgesetzt. Anschliessend sollen die verschiedenen methodischen Zugänge integriert werden. All diese Schritte werden im Seminar jeweils im Hinblick auf ein eigenes Forschungsprojekt der Teilnehmer*innen unternommen.
Voraussetzungen Die Veranstaltungen «Einführung in die Methoden der empirischen Sozial- und Kommunikationsforschung» I+II sowie «Grundlagen der Multivariaten Statistik» sollen erfolgreich besucht worden sein. Ebenfalls hilfreich ist es, wenn das Seminar «Sozialwissenschaftliche Datenanalyse» besucht worden ist (Kenntnisse der Statistiksoftware R sollten vorhanden sein).
Sprache Deutsch
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (eigenes Forschungsprojekt) / 4 Credits
Hörer-/innen Nein
Kontakt guy.schwegler@unilu.ch
Material Die Texte werden über OLAT zugänglich gemacht. Die empirischen Daten entweder ebenfalls zur Verfügung gestellt (Sekundärdaten) oder selber erhoben.
Literatur Bazeley, Patricia (2018). Integrating analyses in mixed methods research. London: SAGE Publications

Beck, Ulrich (2016). Risikogesellschaft: Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Bourdieu, Pierre (2016). Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft (25. Auflage). Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Caluori, Lucas; Suter, Moritz; Stingelin, Alexander & Zemp, Fabian (2019). Akademische Stile und stilistische Akademiker. Eine quantitative Lebensstilanalyse an der Universität Luzern. Universität Luzern.

Hradil, Stefan (1987). Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft: Von Klassen und Schichten zu Lagen und Milieus. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Kelle, Udo (2017). «Die Integration qualitativer und quantitativer Forschung – theoretische Grundlagen von ‘Mixed Methods’». KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 69(S2), 39-61.

Sachweh, Patrick (2013). «Symbolische Grenzziehungen und subjektorientierte Sozialstrukturanalyse: Eine empirische Untersuchung aus einer Mixed-Methods-Perspektive». Zeitschrift für Soziologie, 42(1), 7-27.

Schiek, Daniela (2018). Qualitative Verfahren und die Untersuchung sozialer Benachteiligung. In Laura Behrmann, Falk Eckert, Andreas Gefken, & Peter A. Berger (Hrsg.), ‚Doing Inequality‘ (S.35-58). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

Schulze, Gerhard (2000). Die Erlebnisgesellschaft: Kultursoziologie der Gegenwart (8. Aufl., Studienausg). Frankfurt am Main: Campus-Verl.

Sommer Harrits, Gitte (2011). «More Than Method?: A Discussion of Paradigm Differences Within Mixed Methods Research». Journal of Mixed Methods Research, 5(2), 150-166.

Woolley, Claire M. (2009). «Meeting the Mixed Methods Challenge of Integration in a Sociological Study of Structure and Agency». Journal of Mixed Methods Research, 3(1), 7-25.