Dozent/in |
Dr. Federica Gregoratto |
Veranstaltungsart |
Proseminar |
Code |
FS201456 |
Semester |
Frühjahrssemester 2020 |
Durchführender Fachbereich |
Philosophie |
Studienstufe |
Bachelor |
Termin/e |
wöchentlich (Do), ab 27.02.2020, 16:15 - 18:00 Uhr, 3.B52 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Turnus |
Wöchentlich |
Inhalt |
Einflussreiche politische Philosophinnen und Philosophen der liberalen, westlichen Tradition haben lange politische Emotionen als schlimmstenfalls gefährlich oder bestenfalls unnötig für ein gutes gemeinschaftliches Leben eingeschätzt. Viele haben die Kunst des politischen Denkens als das Streben nach der Vorherrschaft der Vernunft über Gefühle und Affekte konzipiert. Politik sollte im Grunde in Handeln, Aktivität, agency, und bloß nicht in Leidenschaft und Passivität bestehen. Doch in jüngster Zeit haben einflussreiche Geist- und Sozialwissenschaftler_innen für ein Umdenken der politischen Emotionen plädiert. Neue Ansätze in der Geschichte politischen Denkens behaupten nun, dass viele Klassiker und frühmoderne Autoren oft sensiblerer bezüglich der positiven politischen und sozialen Kraft mancher Gefühle als zeitgenössische Philosoph_innen gewesen sind. Sie bieten anspruchsvolle und raffinierte Denkanstöße über die Rolle von Emotionen im politischen Leben an, die wertvolle Ressourcen für den Verständnis und die Deutung von gegenwärtigen Ereignissen und Herausforderungen darstellen könnten. Überdies haben gegenwärtige Philosophen und Philosophinnen die Überzeugung , politische Deliberation, Verfahren und Handlung könnten angemessen nur insofern sein, in dem sie von jener Spur von Leidenschaft, körperlicher Affizierbarkeit und Sinnempfindungen ‚gereinigt‘ werden, in Frage gestellt. Diesen Ansätzen zufolge sind Untersuchungen der politischen Emotionen hilfreich oder sogar notwendig, um politische und soziale Verhältnisse, Bewegungen und Konflikten zu begreifen, Entfremdung vom und mangelnde Teilnahme am gemeinschaftlichen Leben zu diagnostizieren und Transformationen zu antizipieren und bewerten. Im ersten Teil dieses Proseminars werden wir uns mit bahnbrechendsten Texten in der Geschichte politischer, sozialer, ethischer Philosophie (z.B. Plato, Seneca, Hobbes, Dewey, Arendt, Nussbaum) auseinandersetzen. Im zweiten Teil werden wir uns gegenwärtige Phänomene anschauen: Insbesondere werden wir Fragen und Probleme des (linken und rechten) Populismus sowie die emotionellen und affektiven Dynamiken und Dimensionen von neuen sozialen Bewegungen (z.B. Occupy Wall Street #OWS, #BlackLivesMatter, der neuesten feministischen Bewegung #WeToogether oder #WeStrike, Klimabewegungen) analysieren und diskutieren. |
Lernziele |
Inhaltlich hat das Seminar zwei Hauptziele: Erstens wird es den Studierenden eine originelle Einführung in einflussreiche Texte im westlichen Kanon der praktischen Philosophie anbieten. Zweitens wird das Seminar die Möglichkeit darstellen, sich einige der anregendsten Debatten in der gegenwärtigen politischen Theorie näher anzuschauen.
Methodologisch hat das Seminar vier Lernziele: Erstens werden die Studierenden lernen, sich mit komplexen theoretischen Texten unabhängig und autonom auseinanderzusetzen, und insbesondere deren Thesen und Argumente zu identifizieren und rekonstruieren. Zweitens wird ihnen beigebracht, solche Thesen und Argumente zu kritisieren oder zu problematisieren. Drittens werden die Studierende ihre autonome und kritische Fähigkeiten im Zusammenhang der Seminardiskussionen mit Kolleginnen und Kollegen ausprobieren und experimentieren. Viertens werden die philosophischen Thesen und Argumente, die wir aus den Texten entnehmen, als Instrumente verwenden, um Fragen und Probleme der sozio-politischen Gegenwart zu artikulieren, tiefer zu verstehen und eventuell in Frage zu stellen. |
Sprache |
Deutsch |
Abschlussform / Credits |
Aktive Teilnahme (Essay) / 4 Credits (für alle Module ohne anderslautende Angabe)
Unbenoteter Leistungsnachweis mit Zusatzleistung / 4 Credits (für Modul Philosophie)
Unbenoteter Leistungsnachweis mit Zusatzleistung / 3 Credits (für Modul Philosophie)
Unbenoteter Leistungsnachweis mit Zusatzleistung / 4 Credits (für Modul Philosophie)
Unbenoteter Leistungsnachweis mit Zusatzleistung / 3 Credits (für Modul Philosophie)
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Hörer-/innen |
Ja |
Literatur |
Arendt, Hannah 1998. Vita Activa (Exzerpt) Ferry, Leonard and Kingston, Rebecca. 2008. Bringing the Passions Back In. The Emotions in Political Philosophy. Toronto: UBC Press (some chapters) Gould, Deborah. 2010. “On Affect and Protest.” In Political Emotions. New Agendas in Communication, eds. J. Staiger, A. Cvetkovich and A. Reynolds. New York: Routledge. Heidenreich, Felix und Schaal Gary S. (Hg.) 2012. Politische Theorie und Emotionen. Nomos. Hobbes, Thomas. Leviathan (Exzerpt) Mouffe, Chantal and Laclau, Ernesto. 2002. “Hope, Passion, Politics” In Hope: New Philosophies for Change, ed. M. Zournazi. New York: Routledge Nussbaum, Martha. 2016 Politische Emotionen. Warum Liebe für Gerechtigkeit wichtig ist (2013) Berlin: Suhrkamp (einige Kapitel) Plato. Der Staat (Exzerpt)
Seneca. Briefe an Lucilius (Exzerpt) Tarnopolsky, Christina. 2008. “Plato on Shame and Frank Speech in Democratic Athens,” In Bringing the Passions Back In. The Emotions in Political Philosophy, eds. L. Ferry and R. Kingston, Toronto: UBC Press. |