Dozent/in |
lic. phil. Balz Andrea Alter |
Veranstaltungsart |
Hauptseminar |
Code |
FS211104 |
Semester |
Frühjahrssemester 2021 |
Durchführender Fachbereich |
Religionswissenschaft |
Studienstufe |
Bachelor
Master |
Termin/e |
wöchentlich (Do), ab 25.02.2021, 08:15 - 10:00 Uhr, 3.B57 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Inhalt |
In jüngsten Beiträgen thematisieren Journalist*innen und populär schreibende Wissenschaftler*innen wie Yuval Noah Harari in seinem Werk Homo Deus (2017) religiöse Dimensionen in digitalen Technologien. Was ist damit gemeint?
Gleichzeitig propagieren Unternehmer*innen wie Elon Musk die Digitalisierung als nahezu religiöses Heilsversprechen. Seit gut 20 Jahren lässt sich im Silicon Valley das Aufkommen einer religiösen Rhetorik beobachten, die die neuen Technologien geradezu apologetisch preisen. In diesem Hauptseminar werden wir diese Thematik einführen, um uns der oben gestellten Frage anzunähern. Wir werden anhand von konkreten Beispielen aktuelle theoretische Positionen exemplarisch vertiefen und dabei genauso in den geschichtlichen Kontext zurückgehen. Denn wie sich zeigt, hat die Religionisierung von Technik (vgl. Mohn 2021) eine lange Geschichte, die uns zurück ins römische Recht führt.
Ausgehend von Agambens religionsphilosophischer Position Was ist ein Dispositiv? (2008) verstehen wir die oikonomia im geschichtlichen Kontext Europas, aus dem sie in die Welt hinaus getragen wurde, als ein genuin religiöses Projekt. Ein Projekt, das in seiner sich fortlaufend digitalisierenden Form den Konsumenten auf dem Markt nicht nur ein besseres und längeres Leben, sondern – und dies durchaus im wortwörtlichen Sinne gemeint - nicht weniger als die Überwindung des Todes in Form der Verschmelzung mit der digitalen Technologie verspricht. Dieses Hauptseminar widmet sich unter dem Titel Religion digital aktuellen Positionen im Hinblick auf kulturelle Praktiken, religiöse Ideen und Digitalisierungsprozesse, «die in einer Art ungeheuerlichen Parodie der theologischen oikonomia das Erbe der providentiellen Weltregierung» (Agamben 2008: 41) angetreten haben.
Religion wird in diesem Hauptseminar also nicht dem alltagsprachlichen Verständnis nach konzipiert, sondern anhand des ‘Sakralisierungsgeschehens’ wie es Agamben (2008) aus dem römischen Recht herleitet, begriffen. Ein ‘Sakralisierungsgeschehen’, das sich nicht zuletzt in der Apologetik und Dämonisierung reflektiert, die die Religionsdiskursgeschichte des technologischen Dispositivs bis heute prägen. |
Lernziele |
Studierende:
1) lernen einen Religionsbegriff kennen, der ‘Religion’ als technologisches Verfahren zu denken vermag;
2) lernen ausgewählte theoretische Ansätze in Beziehung zu setzen, um eine Vorstellung der Besonderheiten des digitalen Dispositivs und seiner bildgebenden Verfahren zu entwickeln;
3) erarbeiten so eine analytische Sprache, die bewusst halten lässt, dass digitale bildgebende Verfahren wie ZOOM, Instagram oder TikTok Botschaften/Inhalte überhaupt erst wahrnehmbar und glaubhaft werden lassen;
4) schulen anhand aktueller Beispiele aus den Medien und der wissenschaftlichen Literatur ih kritisches Denken hinsichtlich verschiedener Formen der Religionisierung von Technik und vermeintlichen Heilsversprechen, die dem Anschein nach untrennbar mit den laufenden Digitalisierungsprozessen verwoben sind.
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Sprache |
Deutsch |
Leistungsnachweis |
keine |
Abschlussform / Credits |
KSF, Aktive Teilnahme, mündliches Engagement; Eine Intervention und ein schriftliches Statement/Essay von 3 bis 7 Seiten / 4 Credits
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Kontakt |
balz.alter@unibas.ch |
Material |
Laptop und/oder Smartphone |
Literatur |
Agamben, Giorgio. 2008. Was ist ein Dispositiv? Zürich: Diaphanes. Campell, Heidi & La Pasitina, Antonio. 2010. How the iPhone Became Divine: New Media, Religion and the Intertextual Circulation of Meaning. New Media & Society: Sage/Online Publication. Legendre, Pierre. 2007. Dominium Mundi. Das Imperium des Managments. Wien/Berlin: Turia & Kant. Mohn, Jürgen (2021). Religionisierte Technik. Zur Religionsdiskursgeschichte des technologischen Dispositivs. In: Maasen, S. & Atwood, D. (Hg.). Immanente Religion – Transzendente Technologie. Technologiediskurse und gesellschaftliche Grenzüberschreitungen. Leverkusen: Barbara Budrich. Plate, Brent. 2017. Religion and Film. Cinema and the Re-Creation of the World. Second Edition, New York: Columbia University Press. Film: Caillat, Gérald. Dominium Mundi – L’Empire du management. (Frankreich 2007: 67 Min.) |