Sie sind nicht angemeldet

Distanzierung oder Engagement? Ethische Positionen der Ethnologie im Umgang mit indigener Identitätspolitik


Dozent/in Dr. phil. Daniel Geiger
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS211242
Semester Frühjahrssemester 2021
Durchführender Fachbereich Ethnologie
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e wöchentlich (Mo), ab 22.02.2021, 10:15 - 12:00 Uhr, Inseliquai 10 214
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus wöchentlich
Inhalt Ist die Anrufung radikaler kultureller Differenz durch indigene Minderheitenbewegungen, die weltweit Sonderrechte einfordern, ein faktenfreier Schwindel oder ein Akt kultureller Kreativität? Ist ihre Rede davon, (ein)geborene „Naturschützer“ zu sein und Alternativen zur zerstörerischen Logik des Kapitalismus zu verkörpern, politischer Opportunismus von seiten cleverer ethnischer Unternehmer, oder legitimes marketing von Minderheiten, die von der Auslöschung bedroht sind? Verstösst, wer sie unterstützt, gegen die Gebote wissenschaftlicher Redlichkeit, oder verlangt das Berufsethos der Ethnologin/des Ethnologen geradezu danach, sich mit der Sache indigener Bewegungen zu solidarisieren?

Spätestens seit der lärmigen Intervention von Adam Kuper in Current Anthropology (2003) arbeitet sich die Ethnologie an diesen Fragen ab und bezieht diesbezüglich gegensätzliche ethische Positionen – hier strikter „Wissenschaftlichkeit“ verpflichtete Forschung, dort Strömungen, die der politischen Anwaltschaft für subalterne Gruppen das Wort reden.

Das Seminar hat zum Ziel, die Studierenden mit den widerstreitenden Ethiken ethnologischer Forschung und Repräsentation des indigenen „Anderen“ vertraut zu machen, ihre Protagonist*innen kennenzulernen, und anhand konkreter ethischer Kontroversen selber Kriterien zu entwickeln, anhand derer sie indigene Identitätsbehauptungen und die damit legitimierten politisch-rechtlichen Ansprüche beurteilen können. Die Grundlagen dafür werden sie sich erarbeiten, indem sie sich mit wichtigen Organisationsformen, Allianzstrategien und Mustern der Aussendarstellung kontemporärer indigener Bewegungen befassen. Das Fallmaterial der Veranstaltung stammt aus Südostasien, Lateinamerika, Nordamerika und Australien.
E-Learning zoom-Link: https://unilu.zoom.us/j/99293680017?pwd=ww10bvfjvtrjsezlbvp6r0ftzwhxut09


Meeting-ID: 992 9368 0017 Kenncode: 498601

Sprache Deutsch
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme / 4 Credits
Kontakt daniel.geiger@zhbluzern.ch
Literatur - de la Cadena, Marisol, und Orin Starn (Hrsg.). 2007. Indigenous experience today. Oxford: Berg.

- Caplan, Pat. 2013. „Introduction: anthropology and ethics“, in: The ethics of anthropology: debates and dilemmas. Herausgegeben von Pat Caplan, S. 1-33. London: Routledge.

- Clifford, James. 2013. Returns: becoming indigenous in the twenty-first century. Cambridge, MA: Harvard University Press.

- Kuper, Adam. 2003. The return of the native. Current Anthropology 44(3):389-402.

- Mills, David. 2013. „'Like a horse in blinkers'? A political history of anthropology's research ethics“, in: The ethics of anthropology: debates and dilemmas. Herausgegeben von Pat Caplan, S. 1-33. London: Routledge.

- Vargas-Cetina, Gabriela (Hrsg.). 2013. Anthropology and the politics of representation. Tuscaloosa, Alabama: University of Alabama Press.