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Kritik des Staates


Dozent/in Dr. des. Johannes Schulz
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS211272
Semester Frühjahrssemester 2021
Durchführender Fachbereich Politikwissenschaft
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e wöchentlich (Di), ab 23.02.2021, 16:15 - 18:00 Uhr, 4.B51
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Inhalt
Der Staat ist die zentrale politische Einheit der Westfälischen Ordnung. Globalisierung und Supranationalismus zum Trotz ist sein viel beschworener Untergang nicht absehbar. Die antiken Griechen sahen in ihm den Ort an dem Menschen als Bürger gemeinschaftlich zusammenkommen, um im politischen Austausch Ihren Gerechtigkeitssinn zu entwickeln. Moderne Autoren wie Hobbes, Locke oder Kant sehen den Staat als den mit einem Gewaltmonopol ausgestatteten Träger der Rechtsordnung.
Heute ist der Staat beides: politische Gemeinschaft und zwangsbewährter Souverän, Quelle und Garant staatsbürgerlicher Anerkennung, kultureller Identität, staatsbürgerlicher Rechte und Pflichten. Als zentrale politische Einheit der Moderne war und ist der Staat aber auch Ort und (häufig) ausführendes Organ unserer schlimmsten Verbrechen: Unterdrückung, Ausgrenzung, Ausbeutung, Versklavung, Imperialismus, Genozid. In diesem Seminar wollen wir uns auf die Kritik an der dunklen Seite des Staates konzentrieren. Wir gucken uns dabei AutorInnen an, die den Staat als politische Gemeinschaftsform entweder grundsätzlich oder vor dem Hintergrund seiner historischen Entwicklung kritisch hinterfragen. Angefangen (I) beim klassischen Anarchismus (u.a. Peter Kropotkin, Pierre Proudhon, William Godwin), der uns in das Thema einführt, wenden wir uns im Spezifischen (II) der Kritik am Staat als Organ kapitalistischer Herrschaft (u.a. Karl Marx, Louis Althusser), (III) der genetischen Kritik des Staates als die historisch aus Krieg und Unterwerfung erwachsene, dominante Gewaltordnung (u.a. James Scott, Charles Tilly) und (IV) der Kritik am Rechtsstaat als einem Organ, dass mit Zwang (Gerichte und Polizei) die vorherrschende gesellschaftliche Ordnung aufrechterhält oder gar produziert (u.a. Walter Benjamin, Jaques Rancière, Michel Foucault) zu. Abschließend (V) gucken wir uns (evtl.) noch Kritik am Staat als Agent des Imperialismus/Kolonialismus (etwa bei Glen Coulthard) an. Der Vorwurf der genannten AutorInnen: die von den Antiken gepriesene politische Gemeinschaft basiert in Wirklichkeit auf Ausgrenzung, der von den Modernen gepriesene souveräne Rechtsstaat ist in Wirklichkeit Garant einer hierarchischen Ordnung, die Ungleichheit und Ausbeutung ermöglicht.
Sprache Deutsch
Abschlussform / Credits Aktive mündliche Teilnahme/Schriftliche Textkommentare (benotet) / 4 Credits
Hinweise Studienschwerpunkt: Polititsche Theorie
Hörer-/innen Nach Vereinbarung
Kontakt johannes.schulz@unilu.ch
Material Pflichtlektüre und Seminarmaterialien werden auf «OLAT» zugänglich gemacht.