Dozent/in |
PD Dr. Mag. theol. David Neuhold |
Veranstaltungsart |
Lektürekurs |
Code |
FS211452 |
Semester |
Frühjahrssemester 2021 |
Durchführender Fachbereich |
Theologie |
Studienstufe |
Bachelor
Master
Doktorat |
Termin/e |
Mo, 01.03.2021, 16:15 - 18:00 Uhr Mo, 15.03.2021, 16:15 - 18:00 Uhr Mo, 29.03.2021, 16:15 - 18:00 Uhr Mo, 12.04.2021, 16:15 - 18:00 Uhr Mo, 26.04.2021, 16:15 - 18:00 Uhr Mo, 10.05.2021, 16:15 - 18:00 Uhr |
Umfang |
1 Semesterwochenstunde |
Inhalt |
So lange das Pontifikat von Pius IX. andauerte, so umstritten zeigt es sich in der Rezeption und Einschätzung. Dessen 32 Jahre dauernde Regierungszeit war nicht nur eine für die katholische Kirche äusserst bewegte und unruhige Zeit – versinnbildlicht im endgültigen Untergang des Kirchenstaates. «Pio Nono», mit bürgerlichem Namen Giovanni Maria Mastai-Ferretti, präsentierte sich als «petrinischer Fels» in dieser nicht nur aus seiner Sicht äusserst stürmischen Brandung des modernen, liberalen «Zeitgeistes». Und er hatte damit nachhaltigen Erfolg.
Das Bild des Papsttums, aber auch der katholischen Kirche insgesamt prägte Pius IX. in einer Art und Weise, die nachhaltig war, aber, wie gesagt, auch stark polarisierte. Beissende Kritik und glühende Verehrung standen eng beieinander. Nicht erst 2000, aus Anlass der Seligsprechung der «beiden Konzilspäpste», regte sich Unmut: Johannes XXIII. für das II. Vatikanum und Pius IX. für das I. Vatikanum sahen sich besonders geehrt und unter deutschsprachigen Kirchenhistorikern erregte sich Unmut an der Erhebung des Mastai-Papstes zur sogenannten «Ehre der Altäre».
Jüngst erschien eine Papst-Biografie aus der Feder des Münsteraner Kirchenhistorikers Hubert Wolf, in welcher dieser Pius IX. zuschreibt, gleichsam einen «neuen Katholizismus» im 19. Jahrhundert ersonnen zu haben, der verkürzt gesagt, heute nicht mehr tragfähig und zukunftsweisend sei.
Diese engagierte Biografie, die auch Akten aus dem Seligsprechungsprozess beizieht, wird eine wichtige Grundlage des Lektürekurses darstellen. |
Lernziele |
Wir nehmen uns der Methode des «Close-Readings» an und hinterfragen bestehende Literatur auf verschiedenen Ebenen der Textaussage, -präsentation und -einbettung. Dabei wird ein besonderer Blick auf «normative Konzepte» der Geschichtsschreibung geworfen: Unter welchen Umständen kann berechtigt beansprucht werden, wertende Urteile an die Geschichte bzw. eine Biografie heranzutragen? Ist es überhaupt möglich, sich Wertungen zu enthalten und inwiefern handelt es sich dabei um ein «wissenschaftliches Ideal»? Ein zentrales Lernziel ist es, kreative Prozesse des Nachdenkens in diesem Feld der Geschichtsmethodik und Geschichtstheorie anzuregen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses zu eigenen Reflexionen und Standpunkten, nicht zuletzt in der Biografik, herauszufordern. Dazu werden auch Besprechungen und Rezensionen des zentral in den Blick genommenen Werks analysiert. |
Sprache |
Deutsch |
Begrenzung |
Max. 20 Teilnehmende |
Leistungsnachweis |
Unbenoteter Leistungsnachweis: schriftliche Prüfung (1 Cr) |
Abschlussform / Credits |
Unbenoteter Leistungsnachweis mit Zusatzleistung / 1.5 Credits
Unbenoteter Leistungsnachweis / 1 Credits
Äquivalent zu unbenoteter Prüfung: Gruppenarbeit / 2 Credits
siehe "Prüfung" / 0 Credits
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Hinweise |
Die Teilnahme am 1. Termin ist verpflichtend. |
Hörer-/innen |
Ja |
Kontakt |
david.neuhold@unifr.ch |
Literatur |
Hubert Wolf, Der Unfehlbare. Pius IX. und die Erfindung des Katholizismus im 19. Jahrhundert, München 2020. Giacomo Martina, Pio IX: Chiesa e mondo moderno, Roma 1976. August Bernhard Hasler, Pius IX. (1846-1878), päpstliche Unfehlbarkeit und 1. Vatikanisches Konzil: Dogmatisierung und Durchsetzung einer Ideologie, Stuttgart 1977. Jörg Seiler, Somatische Solidarität als Moment ultramontaner Kommunikation: die Inszenierung der Körperlichkeit Pius’ IX. in der Rottenburger Bistumszeitung, in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte 101 (2007) 77-106. Eine umfassendere Literaturliste wird in der ersten Einheit verteilt. |