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Reproduktive Politiken: Von ambivalenten Frauenkörpern und Föten als Patienten


Dozent/in Sandra Gratwohl, MA
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS221263
Semester Frühjahrssemester 2022
Durchführender Fachbereich Wissenschaftsforschung
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e Do, 03.03.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 10.03.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 17.03.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 24.03.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 31.03.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 07.04.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 14.04.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 28.04.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 05.05.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 3.B47
Do, 12.05.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 19.05.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Do, 02.06.2022, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B54
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus Wöchentlich
Inhalt

Dass das Private politisch und das Politische privat ist, zeigen die vielseitig geführten Diskurse rund um das Thema der Reproduktion. Das Verhalten von Schwangeren wird nicht nur vonseiten der Medizin und der Gesundheitspolitik, sondern auch von Medien, der Rechtsprechung sowie der Gesellschaft besetzt, diskutiert und gar überwacht. Hierbei entstehen diverse wirkmächtige Wissensformen über und von der Schwangerschaft.

 

Im Proseminar steigen wir mit einem wissenschaftshistorischen Zugang ein, um uns ein Bewusstsein für die sich im Laufe der Zeit veränderlichen Wahrnehmungsformen der Schwangerschaft anzueignen. Bereits im 16. und 17. Jahrhundert wurde das Verhalten von Schwangeren und damit verbunden deren Verantwortung gegenüber dem Ungeborenen thematisiert. Hiernach schreiten wir zeitlich voran und richten den Blick auf eine vergleichsweise junge, aber gesellschaftlich brisante Operationstechnik: die fetomaternale Chirurgie. Dies sind Operationen, die noch während der Schwangerschaft, also im Mutterleib, am Fötus und somit auch immer an einer Schwangeren durchgeführt werden. Mit dieser neuen medizintechnologischen Möglichkeit gehen juristische Fragestellungen, gesundheitspolitische Diskussionen, gesellschaftliche und kulturelle Wahrnehmungsprozesse sowie mediale Produktions- und Rezeptionsweisen einher. Im weiteren Verlauf des Seminars nähern wir uns dieser biomedizinischen Innovation aus einer forschungspraktischen Perspektive an und werden anhand unterschiedlicher Materialien den Blick für die neu hervorgebrachten (Körper-)Verhältnisse schärfen.

 

Dabei orientieren wir uns an folgenden Fragen: Was bedeutet es, wenn der Fötus zum Patienten gemacht wird? Welche Rolle nimmt hierbei die Schwangere ein? Wie wirkt die Familie mit? Und welche gesundheitspolitischen Implikationen treten im Zuge einer neuartigen Operationstechnik auf?

 

Über diese Fragen hinausgehend wird im Proseminar ganz grundsätzlich darüber diskutiert, welches Erkenntnisinteresse die Wissenschaftsforschung an der Produktion und Praxis von medizin-wissenschaftlichem Wissen hat.
Lernziele Die Studierenden lernen, ein gesellschaftlich relevantes Thema an der Schnittstelle von Wissenschaft, Gesundheitspolitik, Jurisprudenz und Alltag wahrzunehmen und zu
diskutieren. In Werkstätten schärfen sie den Blick für die vielfältigen Aushandlungsorte von medizinwissenschaftlichem Wissen.
Sprache Deutsch
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (mit Lektüre, Kurzinput und Teilnahme an Werkstattarbeit)) / 4 Credits
Hinweise Die Lehrveranstaltung gilt für die Bereiche 'Praktiken'/'Konzepte'
Hörer-/innen Nein
Kontakt sandra.gratwohl@unilu.ch
Literatur

Bei Interesse, aber nicht voraussetzend für die Teilnahme am Proseminar:

Casper, Monica J. 1998. The Making of the Unborn Patient: A Social Anatomy of Fetal Surgery. New Brunswick, N.J: Rutgers University Press.