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Neue Narrative in der Krisenzeit


Dozent/in Veronika Studer-Kovacs, MA
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS221301
Semester Frühjahrssemester 2022
Durchführender Fachbereich Kulturwissenschaften
Studienstufe Bachelor Master Doktorat
Termin/e wöchentlich (Di), ab 22.02.2022, 16:15 - 18:00 Uhr, 3.B57
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus wöchentlich
Inhalt

Warum haben gewisse Narrative wie z.B. diejenigen von autoritären Politikern weltweit Erfolg, während andere, wie dasjenige von Fridays for Future beispielsweise, immer wieder an Grenzen stossen? Narrative – von Familiengeschichten, die im kleinen Kreis wirken, bis hin zu Metanarrativen (grand récit), welche sich teilweise an ganze nationale Gemeinschaften richten – prägen unser Handeln, weil sie unser Selbstverständnis in der Welt und unser Verhältnis zur Welt vorgeben. Immer dann, wenn die Ordnung des menschlichen Wissens über die Welt, die sogenannten Episteme, bröckelt und eine allgemeine Verunsicherung herrscht, wie es gegen Ende der Aufklärung der Fall war, um schliesslich in die Französische Revolution zu münden, und auch heute der Fall zu sein scheint, wird eine Vielzahl neuer Narrative und neuer Erzählstrategien erprobt. Die Lehrveranstaltung definiert die Grundbegriffe und Strukturen des Erzählens mit Texten aus der Narratologie und den Kommunikationswissenschaften und beleuchtet Erzählkonzepte aus relevanten zeitgenössischen Diskursen wie der Psychologie, der Kulturanthropologie oder der Fiktionstheorie. Auf dieser Grundlage analysieren wir aktuelle Narrative und narrative Strategien in Kunstformen wie Literatur, Film, Stand-up-Comedy oder Videospiele, die vor dem Hintergrund des gegenwärtig vorherrschenden Krisengefühls handlungsleitend wirken können. Wir fragen insbesondere, welche Mittel und Strategien die Erzählungen haben, um gemeinsame Erfahrungen der Gegenwart anzusprechen und so «kulturelle Resonanzräume» (Blom 2020) zu schaffen.

E-Learning Olat: https://lms.uzh.ch/url/RepositoryEntry/17174429996
Sprache Deutsch
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Essay oder Referat) / 4 Credits
Hörer-/innen Nach Vereinbarung
Kontakt kovacs.veronika@outlook.com
Literatur

Blom, Philipp (2020): Das grosse Welttheater. Von der Macht der Vorstellungskraft in Zeiten des Umbruchs, Wien: Zsolnay.

Culler, Jonathan (2013/1997): Literaturtheorie. Eine kurze Einführung. Stuttgart: Reclam.

Genette, Gérard (1992): Fiktion und Diktion, München: Fink.

Harraway, Donna (2018): Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän, Frankfurt am Main: Campus.

Iser, Wolfgang (1991): Das Fiktive und das Imaginäre. Perspektiven literarischer Anthropologie. Frankfurt.

Kuhn, Markus (2011): Filmnarratologie: Ein erzähltheoretisches Analysemodell. Berlin/Boston: De Gruyter.

Matthes, Jörg (2014). Framing. Baden-Baden: Nomos.

Schiff, Brian (2012): The Function of Narrative: Toward a Narrative Psychology of Meaning. In: Narrative Works: Issues, Investigations and Interventions. Nr. 2/1. 33-47.

Strohmeier, Alexandra (Hg., 2013): Kultur – Wissen – Narration. Perspektiven transdisziplinärer Erzählforschung für die Kulturwissenschaften, Bielefeld: transcript. (Insbesondere die Artikel von Mieke Bal 289-307, Johanna Domokos, 307-323, Elisabeth Pernkopf 323-343 und Bettina Rabelhofer 343-359)