«Der Islam ist Religion und Staat!» Die Wahrnehmung einer mehr oder minder schier unweigerlichen Einheit von Staat und Religion beherrscht immer wieder den politischen wie auch den wissenschaftlichen Diskurs über das Verhältnis von Religion und Politik im Islam und in der sogenannten «islamischen Welt». Sie wurde u.a. auch vom Historiker und Islamwissenschaftler Bernhard Lewis vertreten, der Ende der 90er-Jahre zur Schlussfolgerung kam, dass eine Trennung von Religion und Politik nach europäischem Vorbild in der islamischen Welt möglicherweise einen «widernatürlichen Irrweg» darstelle. Diese Wahrnehmung steht allerdings in einem deutlichen Widerspruch zur tatsächlichen Vielfalt, die das Verhältnis von Religion und Politik in der islamischen Welt bis heute charakterisiert. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Seminar drei Ziele: 1. die Diskussion unterschiedlicher «islamischer» Konzeptionen des Verhältnisses von Religion und Politik 2. die Analyse islamisch legitimierter Vorstellungen politischer Ordnungssysteme 3. die Diskussion konkreter politischer Systeme (u.a. Türkei, Ägypten, Saudi-Arabien) in der so genannten islamischen Welt mit Blick auf das Verhältnis von Religion und Politik. In die Analysen und Diskussionen werden sowohl muslimische Primärquellen als auch religionswissenschaftliche und politikwissenschaftliche Sekundärliteratur einbezogen. |