Christfluencer:innen, muslimische Fashion Hacks, Cyber-Buddhas und pagane Rituale in Secondlife:
Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram, TikTok und Co. (Social Media) ermöglichen neue Räume und Dynamiken rund um Religion und Religiosität. Sie können zugleich Safe Space, Ort der religiösen Emanzipierung und der Sichtbarkeit sein. Sie sind aber auch Quelle für Radikalisierungen, Hetze und Diskriminierungen. Nicht zuletzt sind sie ein wirtschaftlicher Treiber rund um Konsum und Marketing und gehören für viele Menschen zum Alltag.
Mit spezifischem Blick auf die Forschung zeigt sich, dass Individuen innerhalb von Social Media neue religiöse und soziale Identitäten konstruieren oder neu aushandeln. Mitglieder und gläubige oder spirituelle Menschen können sich zudem per Chats, Foren, Reels oder anderen digitalen Contentformaten weltweit über Glaubensinhalte austauschen und gemeinsam praktizieren. Es zeigt sich auch, dass sich mit den sozialen Medien die Frage nach Zugehörigkeiten erweitert und Grenzen verwischen. Es entstehen neue Gemeinschaften, religiöse «Influencer:innen und Mobilisierungen, die bewusst und unbewusst, religiöse Autoritäten und Organisationen vor Ort herausfordern und eine eigene Dynamik, losgelöst von «realen Interaktionen», entwickeln.
In diesem Seminar werden wir daher verschiedene Aspekte des Zusammenspiels zwischen Social Media und Religion(en) kennenlernen und gemeinsam untersuchen. Dazu lesen wir verschiedene Studien und lernen theoretische Ansätze aus der Religionswissenschaft und der Medienwissenschaft kennen. Dies dient uns als Rahmen, um beispielsweise Fragen zu klären, wo Gemeinschaften anfangen oder aufhören, welche Herausforderungen soziale Medien für das Individuum und die Gesellschaft mit Blick auf Religion bringen, welche Chancen oder Probleme für religiöse Praktiken entstehen und wie sich Konzepte wie Identität und Autorität durch Social Media verändern.
Des Weiteren werden wir, während dem Semester, eigene Forschungsfragen entwickeln und werfen einen kritischen Blick auf unsere eigene mediale Sozialisierung und Wahrnehmung und wie wir als Religionswissenschaftler:innen damit umgehen können.