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Does it really belong in a museum? Religiöse Dinge sammeln, ausstellen, zurückgeben


Dozent/in Dr. Ramona Jelinek-Menke
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS241399
Semester Frühjahrssemester 2024
Durchführender Fachbereich Religionswissenschaft
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e wöchentlich (Di), ab 20.02.2024, 12:15 - 13:45 Uhr, 4.B02 (Terminierung 1)
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus Wöchentlich
Inhalt Auf der Kinoleinwand rettet der weiße US-amerikanische Archäologe Indiana Jones antike religiöse Gegenstände vor bösen Schurken. Selbstlos tritt er in waghalsigen Abenteuern im Mittelmeerraum und tropischen Wäldern für seine Überzeugung ein, dass diese Dinge in ein Museum gehören – aber nicht im Wüstensand vergraben, in überwucherten Höhlen verborgen oder zur Machtausübung missbraucht werden dürfen.

Bei aller Fiktion spiegelt sich in den Indiana Jones-Filmen die geschichtliche Entwicklung der Archäologie/(Religions-)Ethnologie und der kulturhistorischen Museen des globalen Nordens. Außerdem schlägt sich hier ein bestimmtes Idealbild vom Umgang mit materiellem Weltkulturerbe nieder. Aktuell wird gerade diese Geschichte und dieses Idealbild einer kritischen Revision unterzogen und infrage gestellt, ob religiöse Dinge wirklich ins Museum gehören. Sollen sie dort gesammelt werden? Wenn ja, wie sind sie auszustellen? Oder wäre es nicht besser, sie zurückzugeben? Aber an wen? Darf oder sollte man sie in Ritualen benutzen?

Diese Fragen sind mit zahlreichen ethischen, kulturellen, religiösen und gesellschaftspolitischen Problemen verbunden. Sie sind höchst relevant in einer Zeit, in der über kulturelle Aneignung, das Zusammenleben in diversen Gesellschaften und die gerechte, dekoloniale Ordnung einer globalisierten Welt diskutiert wird.

In diesem Seminar setzen wir uns mit den Beziehungen zwischen religiösen Artefakten, kultureller Diversität und der gesellschaftspolitischen Bedeutung von ethnografischen Museen des globalen Nordens auseinander. Es führt damit in die Diskussion über die Geschichte, Praxis, Politik und Ethik des Sammelns, Ausstellens und Restituierens religiöser und anderer kultureller Artefakte ein. Es bietet Teilnehmenden unterschiedlicher Fachrichtungen Gelegenheit, diese komplexen Zusammenhänge, verschiedene Standpunkte zur (Auf-)Bewahrung, Präsentation und Interpretation religiöser Kulturgüter sowie die Anliegen der Gemeinschaften, die Anspruch auf sie erheben, kennenzulernen und zu diskutieren.
Schlagworte Gender/Diversity
Lernziele Die Seminarteilnehmenden lernen verschiedene Beispiele des Sammelns, Ausstellens und Erforschens religiöser Dinge im Museum in ihren historischen, theoretischen und politischen Zusammenhängen kennen. Zudem werden sie befähigt, die Rolle materialer Religion und von Sammlungen/Museen/Ausstellungen in einer diversen und global vernetzten Gesellschaft im Allgemeinen und für die Religionsforschung im Speziellen zu reflektieren. Besondere Berücksichtigung findet hier die Geschichte des Kolonialismus und die durch sie geprägten aktuellen Beziehungen zwischen Globalem Süden und Norden. Die Teilnehmenden erwerben ausserdem die Kompetenz, die im Seminar vermittelten Kenntnisse auf weitere konkrete Fallbeispiele anzuwenden und ihre eigenen (akademisch)-professionellen und zivilgesellschaftlichen Handlungsspielräume in einer diversen Gesellschaft zu beurteilen
Sprache Deutsch
Anmeldung ***Wichtig*** Um Credits zu erwerben ist eine Anmeldung zur Lehrveranstaltung über das UniPortal zwingend erforderlich. Die Anmeldung ist ab zwei Wochen vor bis zwei Wochen nach Beginn des Semesters möglich. Die genauen Anmeldedaten finden Sie hier: www.unilu.ch/ksf/semesterdaten
Leistungsnachweis Aktive Teilnahme, Referat oder mündlicher Input (4 Cr)
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Referat) / 4 Credits
Hörer-/innen Nein
Kontakt ramona.jelinekmenke@uni-marburg.de
Literatur Appiah, Kwame Anthony. 2006. „Wem gehört die Kultur?” In Der Kosmopolit. Philosophie des Weltbürgertums, 143–166. München: Beck.

Bräunlein, Peter. 2004. Religion im Museum. Bielefeld: transcript.

Jelinek-Menke, Ramona und Edith Franke. 2022. „Dynamics of Religious Things in Museums: Introduction to a Research Area and a Cooperative Alliance.” In Handling Religious Things: The Material and the Social in Museums, hg. v. Edith Franke und Ramona Jeinek-Menke, 3–22. Hildesheim u.a.: Olms.

Sarr, Felwine und Bénédicte Savoy. 2018. The Restitution of African Cultural Heritage: Towards a New Relational Ethics. Paris: Philippe Rey/Seuil