Termin/e |
Do, 20.02.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 06.03.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 13.03.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 20.03.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 27.03.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 03.04.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 10.04.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 17.04.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 01.05.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 08.05.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 15.05.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) Do, 22.05.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B01 (Terminierung 1) |
Inhalt |
Die weltweiten Demonstrationen und Rebellionen gegen
Rassismus und für schwarzes Leben im Sommer 2020 waren die grössten globalen
antirassistischen Proteste aller Zeiten. In Europa stiessen sie zum ersten Mal
eine breitere Diskussion über Rassismus und staatliche Gewaltformen an. In
diesen wurden auch abolitionistische Forderungen aufgegriffen, wie die
Forderung Strafregimen, Gefängnisse, Lager und andere Institutionen staatlicher
Gewalt abzubauen und die daraus gewonnen Ressourcen in Strukturen sozialer Gerechtigkeit
zu investieren. Auch die Entkriminalisierung von Armut, Migration und
Drogenkonsum ist eine abolitionistische Forderung, die in diesem Zusammenhang
diskutiert wurde.
Entgegen dem dominanten Narrativ, das Abolitionismus
als aufgeklärte, liberale Fortschrittsgeschichte deutet, die im 19. Jahrhundert
von weissen Männern vorangetrieben wurde, wird er in der «black radical
tradition» massgeblich auf schwarze Massenwiderstände gegen den
Plantagenkapitalismus zurückgeführt. Diesen abolitionistischen
Widerstandspraktiken war nicht nur eine grundsätzliche Kritik an der
Versklavung gemein, sondern auch an den gesellschaftlichen Verhältnissen,
Re-/Produktions- und Beziehungsweisen, die diese Überausbeutung erst ermöglicht
hatten. Hier setzen auch neure abolitionistische Bewegungen und Theorien und
legen einen besonderen Fokus auf Arbeits-, Straf- und Grenzregimen als
Kontinuitäten oder Neuformierungen von Überausbeutung und nekropolitischer
Gewalt und ihrer Verstaatlichung und Verrechtlichung. Ein weiteres Motiv des
Abolitionismus ist die Doppelbewegung zwischen der Abwehr und dem Entzug aus
diesen Ausbeutungs- und Gewaltstrukturen und die Bildung von alternativen
Institutionen, Produktions- und Beziehungsweisen (z.B. transformative
Gerechtigkeit). Insbesondere radikale intersektionale Ansätze haben die
Zusammenhänge zwischen zwischenmenschlicher, staatlicher und struktureller
Gewalt aufgezeigt und kritisiert.
In diesem Lektüreseminar lernen wir den Abolitionismus
als transnationale, grosse soziale Bewegung des 19. Und 20. Jahrhunderts sowie
als emanzipatorische Transformationstheorie kennen. Wir lesen Schlüsseltexte,
führen zentrale Konzepte und Motive ein, setzen uns mit den historischen
Ursprüngen auseinander und analysieren und reflektieren gegenwärtige Themen und
Formierungen.
Als Grundlage dient uns das Buch Abolitionismus.
Ein Reader, Hg. von D. Loick und V.E. Thompson, Frankfurt a.M.: Suhrkamp
Verlag 2022. |