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Sklaven, Gold & Starbucks: Lokale Lebensweise und globale Verflechtungen


Dozent/in Prof. Dr. Bettina Beer
Veranstaltungsart Kolloquialvorlesung
Code FS251437
Semester Frühjahrssemester 2025
Durchführender Fachbereich Ethnologie
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e wöchentlich (Di), ab 18.02.2025, 14:15 - 16:00 Uhr, 3.B52
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus wöchentlich
Inhalt

Wie werden Lebenswelten von Menschen durch lokale, nationale und globale Beziehungen, Diskurse und Praktiken geformt? Weltweite, häufig asymmetrische Beziehungen – vielfach unter dem Begriff der „Globalisierung“ zusammengefasst – sind seit mehr als zwanzig Jahren in den Mittelpunkt sozialwissenschaftlicher Interessen gerückt. Gleichzeitige Abgrenzungstendenzen lokaler Gemeinschaften haben zur Wortschöpfung der „Glokalisierung“ geführt. Ein Fazit der Diskussion ist, dass Lebensweisen nicht mehr in Isolation untersucht werden können, egal ob sie stark in globale Netzwerke eingebunden sind oder versuchen, sich von diesen abzugrenzen.

Diese Spannung zwischen transnationalen Verflechtungen und lokalen Abgrenzungen spielen in allen Teilbereichen der Ethnologie eine Rolle: Sei es die Nutzung von Rohstoffen oder die Richtung globaler Warenströme, die die Wirtschaftsethnologie interessieren, die Ausbreitung und der Wandel von Religionen oder verwandtschaftliche Beziehungen, die aufgrund von Migration, Mobilität und neuen Technologien mehrere Kontinente umspannen können. Die Politikethnologie untersucht postkoloniale Staaten und global vernetzte Politik zu Themen wie Umwelt, Menschenrechte und „Entwicklung“. Medizinethnolog:innen beobachten weltweit verbreitete, eventuell neu interpretierte, Vorstellungen und Praktiken bezüglich Heilung und Gesundheit.

Die historische Darstellung lokaler Gemeinschaften hat sich gewandelt und zeigt, dass globale Zusammenhänge schon lange vor der Rede von „der Globalisierung“ von Bedeutung waren. Eine anti-essentialistische und de-zentrierte Sicht auf die Welt(-Geschichte) ist heute grundlegend für postkoloniale Forschung und Theoriebildung und die Darstellung der „Völker ohne Geschichte“ (Wolf 1982), aber auch hinsichtlich der europäischen Wissenschaftsgeschichte, die eng mit der Welt außerhalb Europas verwoben war und ist. Diese neuen Perspektiven wirken sich auch auf die empirischen Methoden der Ethnologie und Sozialwissenschaften aus. Veränderungen der ethnographischen Forschung werden neben Ergebnissen neuester Studien zu den verschiedenen Teilbereichen der Ethnologie, zur Wissensgeschichte und zu neueren theoretischen Ansätzen in der Vorlesung dargestellt. 

 

Für die Vorlesung gibt es nach erfolgreich bestandener Klausur 3 CP. Bei Interesse können Studierende eine begleitende Lektüregruppe gründen, für die sie 2 social credits erhalten. Die Vorlesung kann als Pflichtvorlesung „Einführung in Bereiche der Ethnologie“ (Politik-/Wirtschaftsethnologie) angerechnet werden. Sie wird besonders auch für Studierende der integrierten Studiengänge „Global Studies“ sowie „Kulturwissenschaften“ empfohlen.

 Themen

·         Frühe Kontakte und Berichte: Kannibalen, Ungläubige und „edle Wilde“

·         Europa und die „Völker ohne Geschichte“

·         Die Ausbreitung und Transformation christlicher Religion

·         Bergbau und andere kapitalintensive Großprojekte

·         Familification: die Globalisierung der Kleinfamilie

·         Migration, Mobiltelefone und Social Media

·         Erfindung und Schutz des Weltkulturerbes

·         Gender, globale Care-Chains, Transnationale Heiraten und Prostitution

·         Bio-Kapital und globalisierte Reproduktionstechnologien

·         Methodologische Überlegungen: Digitale oder multi-sited ethnography und stationäre Feldforschung

Sprache Deutsch
Anmeldung ***Wichtig*** Um Credits zu erwerben ist die Anmeldung zur Lehrveranstaltung über das UniPortal zwingend erforderlich. Die Anmeldung ist ab zwei Wochen vor bis zwei Wochen nach Beginn des Semesters möglich. An- und Abmeldungen sind nach diesem Zeitraum nicht mehr möglich. Die genauen Anmeldedaten finden Sie hier: www.unilu.ch/ksf/semesterdaten
Abschlussform / Credits Benotete Prüfung / 3 Credits
Hörer-/innen Nach Vereinbarung
Kontakt bettina.beer@unilu.ch
Literatur

Bauman, Zygmunt (2000) Globalization. Oxford: Polity. 

Giddens, Anthony (2000) Runaway World: How Globalization is Reshaping Our Lives. New York Routledge. 

Lewellen, Ted C. (2002) The Anthropology of Globalization. Cultural Anthropology Enters the 21st Century. Westport: Bergin & Garvey. 

Padilla, Mark B., et al., eds. (2007) Love and Globalization. Transformations of Intimacy in the Contemporary World. Nashville: Vanderbilt University Press. 

Rao, Ursula (2017) Ethnologische Globalisierungsforschung. In: B. Beer, H. Fischer, J. Pauli (Hg.), Ethnologie. Einführung in die Erforschung kultureller Vielfalt. Berlin: Reimer Verlag. 

Wolf, Eric R. (1982) Europe and the people without history. Berkeley: University of California Press.