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Richard Wagner (1813-1883) gilt als einer der
erfolgreichsten, zugleich aber auch umstrittensten Komponisten. Schon zu seinen
Lebzeiten entstand ein ausgiebiger Genie-Kult, den Familie und Weggefährten
nach seinem Tod zum Wagner-Mythos verdichteten und pflegten. Doch Wagner schuf nicht
nur weltberühmte Opern und begründete die Festspieltradition in Bayreuth,
sondern war auch der Verfasser der antisemitische Schrift „Das Judentum in der
Musik“ (1850/1869). Deren Überarbeitung und Verschärfung entstand im Exil in
Tribschen nahe Luzern, wo Wagner die Zeit von 1866 bis 1872 verbrachte, bevor
er mit seiner Familie nach Bayreuth übersiedelte. Wagner war jedoch nicht nur begnadeter
Künstler und intellektueller Antisemit, er erlebte auch Umbrüche des 19.
Jahrhunderts als Zeitgenosse: Er nahm an der 1848er Revolution in Dresden teil,
ging ins Exil, traf Marx und Heine in Paris, Nietzsche in Luzern. Vor allem
aber verbrachte er an den Stationen Tribschen bei Luzern und Bayreuth längere
Schaffensphasen in einem sonst eher unsteten Leben, hinterließ gerade dort
Spuren (und Museen), die wir aus transnationaler Perspektive in einem
gemeinsamen Hauptseminar der Universität Luzern und Bayreuth neu untersuchen
und miteinander ins Gespräch bringen wollen.
Das Hauptseminar möchte sich erstens aus der Perspektive
auf die historische Epoche des langen 19. Jahrhunderts und den
Antisemitismus Wagners und seiner zweiten Ehefrau Cosimas widmen. Es fragt nach
politischen Konstellationen und individuellen Handlungsmöglichkeiten, um Wanger
historisch zu verorten. Zweitens geht es darum, den „Wagner-Mythos“ auf
Selbst- und Fremdinszenierung von Künstler und Werk zu befragen. Drittens
möchten wir die Rezeption Wagners anhand der Ausstellungen in Tribschen
bei Luzern und des Wagner-Museums und Wagner-Archivs Bayreuth, des
Festspielhauses und der medialen Inszenierung der Bayreuther Festspiele zu
untersuchen.
Das Hauptseminar (Zeitgeschichte) steht fortgeschrittenen
Studierenden der historischen Studiengänge offen. Es können jeweils 15
Studierende der Universitäten Luzern und Bayreuth teilnehmen. Es findet eine Exkursion
nach Luzern (7.-9.5.2025) und nach Bayreuth (14.-16.5.2025) statt. Hierfür
wird ein Unkostenbeitrag in Höhe von rund 60 E zu zahlen sein, die restlichen
Reisekosten werden von den Universitäten getragen. Die Teilnahme an beiden
Exkursionen ist für die Teilnehmenden verpflichtend. Neben den Exkursionen
findet die Lehre in Präsenz und teilweise per zoom (gemeinsame Sitzungen der
Luzerner und Bayreuther Gruppe) statt. Eine verbindliche Anmeldung ist bis zum
26. Februar erforderlich.
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Literatur |
Udo Bermbach: Mythos Wagner, Berlin
2013. Anno Mungen: Hier gilt‘s der Kunst: Wieland Wagner 1941-1945, Frankfurt
a.M. 2020. Herfried Münkler: Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch, Hamburg
2022. Dieter Borchmeyer: Richard Wagners Antisemitismus. In: APuZ 2013,
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/160065/richard-wagners-antisemitismus/ |