Inhalt |
Die überraschend deutliche, erneute Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA hat viele Stimmen auf den Plan gerufen, die von einer Niederlage einer realitätsfremden Elite sprechen, die sich statt um die ökonomischen Sorgen der einfachen Menschen den zunehmend radikalen Projekten linksliberaler Minderheiten verpflichtet hat. Angesichts der deutlichen Mehrheit an Männern, die Trump gewählt haben, ist dabei auch die angebliche Abgehobenheit feministischer Anliegen und Theorien in die Kritik geraten.
Genau in einem solchen Moment ist es wichtig, sich auf die Bedeutung dieser Anliegen und den Ursprung dieser Theorien zurückzubesinnen. Hierbei wird nicht nur deutlich, dass viele der zentralen feministischen Anliegen, etwa der Kampf gegen sexuellen Missbrauch, keineswegs realitätsfremd, sondern in der Lebensrealität nicht nur von Frauen und non-binären Personen, sondern auch von Männern, fest verwurzelt sind. Sie gehen deshalb nicht bloss eine kleine Elite, sondern uns alle etwas an. Es soll auch klar werden, dass es sich beim Feminismus keineswegs um eine einheitliche ideologische Gruppierung handelt, sondern um ein Untersuchungsfeld, das genauso pluralistisch und von Auseinandersetzungen geprägt ist wie andere zentrale Felder der Politischen Theorie und Philosophie (und diese methodisch und inhaltlich nachhaltig geprägt hat). In diesem Seminar soll der Fokus deshalb gerade auch auf den Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Strömungen liegen: etwa zwischen Kritikerinnen von Prostitution, Pornographie (oder gar jeglicher Form von heterosexuellem Sex) als mit der Emanzipation von Frauen unvereinbar und solchen die emanzipative Potentiale in diesen Praktiken ergründen. Letztlich wird hierbei auch deutlich, dass einige feministische Denkerinnen die Eingangs angedeutete Sorge teilen, dass ein identitätspolitisch eingeengter Feminismus, der nicht ernsthaft versucht den Zusammenhang zwischen der Unterdrückung von Frauen und ökonomischer Ungleichheit und Unsicherheit herzustellen, im schlimmsten Fall das transformative Potential des Feminismus nicht bloss hemmt, sondern in sein Gegenteil verkehrt. Bei alldem besteht kein Anspruch die Fülle feministischer Politischer Theorien zu ergründen. Stattdessen werfen wir ausgewählte Schlaglichter auf ausgewählte Debatten. Wir lesen Texte, unter anderem, von Linda Alcoff, Donna Haraway, Simone de Beauvoir, Carol Pateman, Kate Manne, Amia Srinivasan, Iris M. Young, Chandra T. Mohanty, Judith Butler, Nancy Fraser oder Wendy Brown. |