Termin/e |
Di, 18.02.2025, 18:15 - 20:00 Uhr, ZOOM Fr, 04.04.2025, 10:15 - 17:00 Uhr, 3.B57 Sa, 05.04.2025, 09:15 - 16:00 Uhr, 3.B57 Fr, 09.05.2025, 10:15 - 17:00 Uhr, 3.B57 Sa, 10.05.2025, 09:15 - 16:00 Uhr, 3.B57 |
Inhalt |
Gegenwärtig erlebt Handwerk neuen Aufschwung. Dieses Wiederaufleben zeigt sich einerseits gesellschaftlich in der erhöhten Aufmerksamkeit und Popularität, die Handwerk erfährt (auch in Magazinen wie brandEins, Transhelvetica, etc.) und die nicht erst seit der Covid19-Pandemie Individuen wieder vermehrt «mit den Händen» arbeiten lässt. An dieser Stelle zu nennende Beispiele wären das Backen von Sauerteigbroten, Bier brauen mit Freunden oder der um den Profi-Schwimmer Tom Daley entstandene Strickhype während der Olympischen Sommerspiele 2024. Gleichzeitig scheint «craft» ein Etikett für kunsthandwerklich überbetonte, manuell ausgeübte und klein(st)formatige Praktiken geworden zu sein, welcher sich nicht nur unabhängige Macher:innen bedienen, sondern auch Grosskonzerne zu Nutze machen. Dabei wird Handwerk als Label interpretiert, womit Authentizität, Lokalität, und Tradition suggeriert wird. Handwerk ist jedoch mehr als «nur» eine Kategorie. Als soziales Phänomen oszilliert Handwerk zwischen Produktionsform, Kulturtechnik, Arbeitsethos, Vermarktungsstrategie, und Label/Kategorie. Die Rückkehr der Popularität und Bedeutung von Handwerk mag angesichts der historischen Verdrängung im 19. Jahrhundert erstaunen, wo Handwerk als ehemalige einzige Produktionsweise aufgrund der technologischen Unterlegenheit durch den industriellen Fortschritt, Rationalisierungsanstrengungen und die Modernisierung seine wirtschaftliche und politische Vormachtstellung verloren hatte. Trotz Industrialisierung ist Handwerk jedoch nie ganz verschwunden. Unter Berücksichtigung soziologischer, wirtschaftshistorischer, anthropologischer und kulturwissenschaftlicher Thesen und Konzepte stellen wir uns in diesem Seminar die Frage, unter welchen (organisationalen) Bedingungen dieses Wiederaufleben möglich ist/wurde und welche Effekte das Wiederaufleben von Handwerk für die gegenwärtige Gesellschaft hat. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Un-/Fähigkeit gelegt, sich gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und technologischen Veränderungen anzupassen. Im Seminar diskutierte Beispiele umfassen, sind aber nicht beschränkt auf, Konsumprodukte (z.B. Kleidung, Keramik, Möbel), Dienstleistungen (Haare schneiden, Barbier), oder Lebensmittelherstellung (Bier brauen, Cocktails, Metzgerei, Bäckerei). |
Literatur |
u.a.
Bell, Emma, Dacin, M. Tina, & Toraldo, Maria Laura (2021). Craft Imaginaries – Past, Present and Future. Organization Theory, 2, 1–18.
Bell, Emma, & Vachhani, Sheena J. (2020). Relational Encounters and Vital Materiality in the Practice of Craft Work. Organization Studies, 41(5), 681–701.
Holt, Robin, & Wiedner, Rene. (2023). Technology, Maturity, and Craft: Making Vinyl Records in the Digital Age. Business Ethics Quarterly, 1–33. https://doi.org/10.1017/beq.2022.26
Kroezen, Jochem, Ravasi, Davide, Sasaki, Innan, Zebrowska, Monika, & Suddaby, Roy (2021). Configurations of Craft: Alternative Models for Organizing Work. Academy of Management An-nals, 15(2), 502–536. |