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Demokratie und Erziehung


Dozent/in Dr. phil. Johannes Schulz
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code FS261565
Semester Frühjahrssemester 2026
Durchführender Fachbereich Politikwissenschaft
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e wöchentlich (Mi), ab 18.02.2026, 16:15 - 18:00 Uhr, 4.B01
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus Wöchentlich
Inhalt Der autoritäre Umschwung in den USA, der ältesten Demokratie der Welt, zeigt vor allem Eines: selbst die besten Institutionen können die Demokratie dann nicht aufrechterhalten, wenn die Bürgerinnen und Bürger keine Demokraten (mehr) sind. Doch wie werden aus Bürgerinnen und Bürgern Demokraten? Wie werden aus ihnen Menschen, die die Freiheit lieben und anderen gleiche Freiheit zugestehen? Menschen, die respektvoll miteinander kooperieren, statt sich mit Hass und Abwertung zu begegnen? Die sich der Suche nach der Wahrheit verpflichten, statt krude Verschwörungstheorien zu verbreiten?

Diesen Fragen wenden wir uns hier, aus philosophischer Warte, zu. Dabei werden wir sowohl Klassiker der Philosophie der Erziehung (Platon, Rousseau, Dewey, Adorno), als auch zeitgenössische Texte lesen (Jacques Rancière, Martha Nussbaum, bell hooks). Wie sich hierbei herausstellen wird, werden viele Problemfelder, die die Philosophie der Erziehung auch heute noch beschäftigen, bereits in der Antike (Platon) und in der Neuzeit (Rousseau) aufgespannt: Sollten wir den Menschen, auch gegen seine natürlichen Tendenzen, zur Gerechtigkeit erziehen oder für ein Umfeld sorgen, in dem sich seine ihm innewohnenden moralischen Tendenzen zum Mitgefühl ganz natürlich entwickeln können? Sollen wir den Menschen zum Gemeinschaftswesen, der sich für seinen Staat bereitwillig opfert, oder zum freiheitsliebenden Individualisten erziehen? Wie ermöglicht man es den Schüler(inne)n sich, auch entgegen weit verbreiteter, aber irriger Meinungen, auf die Suche nach Wahrheit zu begeben? Dürfen Lehrkräfte, um dieses Ziel zu erreichen, manchmal auch die Unwahrheit sagen? Sollten Männer und Frauen gleich oder unterschiedlich erzogen werden?

Die zeitgenössische Literatur, von Dewey und Adorno zu Rancière, Nussbaum oder hooks, wendet sich verwandten Fragen zu: wie kann man die natürlichen Interessen und Neigungen von Schüler(inne)n in den Mittelpunkt der Erziehung stellen und dabei die Art von selbstständigem Denken fördern, die für eine demokratische Gesellschaft essenziel ist? Wie erlernen Bürgerinnen und Bürger die Sensibilisierung für das Leid anderer und für ein Gefühl des Respekt für die Gleichheit aller? Wie führen historische Prozesse des Kampfes um moralische Prinzipien dazu, dass Gruppen ihre moralischen Überzeugungen verändern? Wie können wir in der Auseinandersetzung mit vergangenen Gräueltaten lernen, zukünftige moralische Katastrophen zu verhindern? Durch die eingehende Auseinandersetzung mit diesen Themen erhalten die Studierenden ein umfassendes Verständnis für die komplexe Beziehung zwischen Demokratie und Bildung und für die Möglichkeit der Pädagogik als emanzipative Praxis.
Voraussetzungen Mindestens Abschluss der einführenden Vorlesung «Demokratietheorien» in der Politikwissenschaft und/oder «Einführung in die Philosophie» in der Philosophie. Idealerweise Besuch eines Proseminars im Bereich Politische Theorie/Philosophie oder Sozialphilosophie.
Sprache Deutsch
Leistungsnachweis Aktive Teilnahme (4 Credits)
(Besuch des Seminars, wöchentliche, kurze schriftliche Kommentare auf OLAT, aktive Mitgestaltung der Sitzungen)
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Referat, Essay) / 4 Credits
Hinweise Einige Texte werden wir in englischer Sprache lesen
Hörer-/innen Nein
Kontakt johannes.schulz@unilu.ch