Dozent/in |
Dr. Gerald Steinacher |
Veranstaltungsart |
Hauptseminar |
Code |
HS091030 |
Semester |
Herbstsemester 2009 |
Durchführender Fachbereich |
Geschichte |
Studienstufe |
Bachelor
Master |
Termin/e |
Fr, 30.10.2009, 13:00 - 17:00 Uhr, Pfistergasse HS 4 Fr, 06.11.2009, 13:00 - 17:00 Uhr, Pfistergasse HS 4 Fr, 13.11.2009, 13:00 - 17:00 Uhr, Pfistergasse HS 4 Fr, 20.11.2009, 13:00 - 17:00 Uhr, Pfistergasse HS 4 Fr, 27.11.2009, 13:00 - 17:00 Uhr, Pfistergasse HS 4 Fr, 04.12.2009, 13:00 - 17:00 Uhr, Pfistergasse HS 4 Fr, 11.12.2009, 13:00 - 17:00 Uhr, Pfistergasse HS 4 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Turnus |
Blockseminar: Vorbesprechung am 30.10.09; Termine: 6./13./20./27.11.09 + 4./11.12.09 |
Inhalt |
Während des Zweiten Weltkriegs schwieg das IKRK zum Holocaust, obwohl man in Genf über den Völkermord gut unterrichtet war. Warum? Nach 1945 verhalf das IKRK tausenden von Nazis und Kriegsverbrechern zur Flucht. Auch Holocaust-Tätern wie Adolf Eichmann oder Franz Stangl wurden vom Roten Kreuz mit neuen Reisepässen und damit neuer Identität ausgestattet. Warum? Das IKRK trifft dadurch eine gewisse moralische Mitverantwortung und historische Mitschuld an Shoah und NS-Flucht. Gleichzeitig linderte das IKRK das Leid und das Elend von Hunderttausenden von Kriegsgefangenen und der hungernden Zivilbevölkerung. Was waren die Gründe, Hintergründe und Rahmenbedingungen für die Entscheidungen und die Politik der karitativen Hilfsorganisation? Welche Rolle spielte die prodeutsche Haltung der IKRK-Präsidenten Burckhardt und Ruegger? Hat man letztlich nationalen Schweizer Interessen alle anderen Argumente untergeordnet? Wurde hier die Realpolitik über moralische Standards gestellt? Für eine moralische Supermacht wie das IKRK stellt dies ein ernsthaftes Problem dar. Als Reaktion auf die Anschuldigungen, während des Zweiten Weltkriegs vom Leid der Juden profitiert zu haben, machte die Schweiz vor wenigen Jahren einen ungewöhnlichen Schritt: Sie beabsichtigte, einen Teil der Schweizer Goldreserven zu verkaufen, um damit einen Versöhnungsfonds einzurichten. Das Besondere war, dass die Schweiz ihren langen Widerstand aufgab und sich zu eigener Mitverantwortung endlich bekannte. Eine hitzige Debatte entlarvte die Schweizer „Neutralität“ während des Krieges als Unterstützung der deutschen Kriegsanstrengungen. Wird das IKRK nun ebenfalls von den „langen Schatten des Holocaust“ (Tony Judt) eingeholt? Im Seminar wird diesen und anderen Fragen nachgegangen. Dabei soll auch ein Fragenkatalog entstehen, der Vertretern des IKRK in Genf zur Beantwortung und Diskussion vorgelegt werden wird. Das Seminar versteht sich zugleich als eine praktische Einführung in die wissenschaftliche Arbeit mit Archivquellen. Mit Hilfe von Archivquellen aus dem IKRK-Archiv in Genf sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Einblick in den Umgang mit den unterschiedlichen Quellen und notwendiger Quellenkritik bekommen. |
Sprache |
Deutsch |
Begrenzung |
Max. 30 TeilnehmerInnen |
Hörer-/innen |
Nein |
Literatur |
- Jean-Claude Favez, Das Internationale Rote Kreuz und das Dritte Reich. War der Holocaust aufzuhalten? Zurich, 1989. - Gerald Steinacher, Nazis auf der Flucht. Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen, Wien-Innsbruck 2008. - Luc van Dongen, Un purgatoire très discret. La transition "Helvétique" d'anciens nazis, fascistes et collaborateurs après 1945, Paris 2008. - Heiner Lichtenstein, Angepaßt und treu ergeben. Das Rote Kreuz im "Dritten Reich", Köln, 1988. |