Dozent/in |
Prof. Dr. Christoph Hoffmann |
Veranstaltungsart |
Masterseminar |
Code |
HS111314 |
Semester |
Herbstsemester 2011 |
Durchführender Fachbereich |
Wissenschaftsforschung |
Studienstufe |
Master |
Termin/e |
wöchentlich (Mi), ab 21.09.2011, 17:00 - 19:00 Uhr, 3.B52 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Turnus |
Wöchentlich |
Inhalt |
Im vergangenen Februar stellte sich heraus, dass die Doktorarbeit des damaligen deutschen Verteidigungsministers zu grösseren Teilen aus nicht gekennzeichneten Quellen abgeschrieben worden war. Dieser Umstand kostete den Minister den akademischen Grad und - mit etwas Zögern - auch das Amt. Von diesem Ereignis angestossen, aber nicht länger bei ihm verweilend, soll in dem Seminar ‚Abschreiben’ als elementare wissenschaftliche Praktik näher beleuchtet werden. Wie der Titel der Veranstaltung schon andeutet, gibt es in den Wissenschaften eine anerkannte Form des Abschreibens, das Zitat, und eine sanktionsbewehrte Form des Abschreibens, das Plagiat. Folgende Fragen stellen sich hier: 1. Was unterscheidet das Plagiat vom Zitat? Und damit verbunden, welches sind die Kriterien, die es gestatten einen Abschreibevorgang als Plagiat zu bezeichnen? Woher können wir solche Kriterien beziehen? Hält die Literaturwissenschaft hier Antworten bereit, ist das Plagiat juristisch zu bestimmen? Welche Grauzonen ergeben sich bei näherer Betrachtung? Wie verhalten sich hierzu die Empfehlungen ‚guter wissenschaftlicher Praxis’, mit denen zunehmend die Arbeit von Studierenden und Forschenden reguliert werden soll? 2. Wenn das Zitat eine in den Wissenschaften im Prinzip anerkannte Form des Abschreibens darstellt, sagt dies noch nichts darüber aus, welche Formen und Funktionen des Zitierens im Besonderen für akzeptabel erachtet werden. Insbesondere stellt sich die Frage, ob es ein formal ‚richtiges’, sachgerechtes Zitieren gibt (wie im Allgemeinen unterstellt wird). Was für eine Aufgabe übernehmen Zitate in wissenschaftlichen Texten? Welche rhetorische Dimension kommt dem Zitat und dem Ort seines Nachweis, der Fussnote oder dem in Klammern gesetzten Kurznachweis im Text zu? Zitat und Plagiat machen nicht nur einen - manchmal Ehre und Karriere - kostenden Unterschied, in der Auseinandersetzung mit ihrem Verhältnis sind auch grundlegende Annahmen über den Wert von Forschungsleistungen und weiter führend über die Rationalität wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion verbunden. Vom Kleinen ins Große sich vortastend sollen diese Aspekte an Hand von Fallstudien unter Einbezug der Literatur zum Thema diskutiert werden. |
Lernziele |
Auseinandersetzung mit im Selbstverständnis der Wissenschaften grundlegenden Merkmalen wissenschaftlicher Arbeit (Originalität, Unabhängigkeit, Selbständigkeit, Innovation). Einsicht in die epistemologische und juristische Problematik der Unterscheidung von Plagiat und Zitat. |
Sprache |
Deutsch |
Begrenzung |
Teilnehmerzahl begrenzt auf 10 Personen |
Abschlussform / Credits |
Aktive Teilnahme / 4 Credits
|
Hinweise |
Das Masterseminar ist Teil des Angebots im Major Wissenschaftsforschung im Rahmen des ISK (MA). Dort zählt es für die Vertiefungsbereiche ‘Praktiken’ und ‘Konzepte’. |
Hörer-/innen |
Ja |
Kontakt |
christoph.hoffmann@unilu.ch |
Literatur |
Als Überblick: Rieble, Volker, Das Wissenschaftsplagiat, Frankfurt a.M. 2010. Und Theisohn, Philipp, Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte, Stuttgart 2009. Die weitere Literatur wird zu Beginn der Veranstaltung mitgeteilt. |