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Klassiker der Kulturwissenschaft (2): Jacob Burckhardt


Dozent/in Prof. Dr. Thomas Steinfeld
Veranstaltungsart Proseminar
Code HS111356
Semester Herbstsemester 2011
Durchführender Fachbereich Kulturwissenschaften
Studienstufe Bachelor
Termin/e Fr, 30.09.2011, 10:00 - 12:00 Uhr, 4.B47
Fr, 07.10.2011, 10:00 - 13:00 Uhr, 4.B47
Fr, 28.10.2011, 10:00 - 13:00 Uhr, 4.B47
Fr, 04.11.2011, 10:00 - 13:00 Uhr, 4.B47
Fr, 25.11.2011, 10:00 - 13:00 Uhr, 4.B47
Fr, 02.12.2011, 10:00 - 13:00 Uhr, 4.B47
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Inhalt Verlassen, schon gar im wissenschaftlichen Sinne, möchte sich keiner mehr auf die Werke des Kulturhistorikers Jacob Burckhardt (1818 bis 1897). Doch ist der Basler Gelehrte vermutlich der einzige bedeutende Geschichtswissenschaftler des neunzehnten Jahrhunderts, dessen Arbeiten auch außerhalb fachlichen Interesses noch gelesen werden – und dem, nach wie vor, ein lebendiges, ungebrochenes wissenschaftshistorisches und philosophisches Interesse gilt. Das ist aus vielen Gründen so: Mit Jacob Burckhardt wurde die italienische Renaissance zur entscheidenden Epoche der Kunstgeschichte, aus ihr ging der neuzeitliche Begriff der Kunst und des Künstlers hervor sowie die moderne Vorstellung von Individualität. Mit Jacob Burckhardt bahnte sich eine Form der Geschichtsschreibung an, die später, im zwanzigsten Jahrhundert, als Alltags- oder Mentalitätsgeschichte bekannt wurde. Jacob Burckhardt behandelte Kunstwerke nicht mehr als Ausdruck einer hervorragenden Künstlerpersönlichkeit (wie es seit Vasari üblich war), sondern als Ausdruck ihrer sozialen, kulturellen und politischen Voraussetzungen (und den Künstler als Medium seiner Umstände). Jacob Buckhardt wandte sich nicht nur von allen geschichtsphilosophisch geprägten Vorstellung von der Geschichte als Fortschritt ab, sondern auch vom Nationalstaat und von der technischen Moderne als teleologischen Vorstellungen – und, nicht zuletzt: Jacob Burckhardt, dem älteren Kollegen an der Universität Basel, galt die Bewunderung Friedrich Nietzsches, einer verwandten Auffassung der griechischen Antike wegen, aber auch aufgrund von Vorstellungen etwa zum überlegenen Menschen, wie sie Jacob Burckhardt in seiner Schilderung des „condottiere“ niedergelegt hatte. In dieser Vorlesung wird es vor allem darum gehen, die Motive im Denken Jacob Burckhardts herauszuarbeiten: um die Differenz zwischen politischer Geschichte und Kulturgeschichte, um das Verhältnis der Kulturgeschichte zur Kunst, um den Begriff des „Dilettantismus“ und um die Funktion des teleologischen Denkens für die Betrachtung der Geschichte, um Nation und Fortschritt als Zielpunkte historischen Arbeitens. Ferner sollen das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Journalismus bei Burckhardt herausgearbeitet werden, die Frage, ob und was in den Werken Burckhardts auf seine Situierung in der Schweiz zurückzuführen ist, sowie die Übergänge zwischen Geschichtswissenschaft und Roman.
Sprache Deutsch
Abschlussform / Credits Benotete Prüfung / 2 Credits
Hinweise VL und Übung zum selben Thema, bitte an beiden Orten einschreiben.
Die Angaben zu den Zuordnungen beziehen sich auf die bislang geltende Studien- und Prüfungsordnung. Neustudierende, die zum HS11 ihr Studium an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät aufnehmen, studieren nach einer neuen Studien- und Prüfungsordnung. Sie können sich ab Mitte August im UniPortal https://portal.unilu.ch über die Zuordnungen der einzelnen Lehrveranstaltungen informieren.
Hörer-/innen Ja
Kontakt thomas.steinfeld@t-online.de
Material siehe Semesterapparat
Literatur Primärliteratur: Jacob Burckhardt: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. 1855. Jacob Burckhardt: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. 1860. Jacob Burckhardt: Die Geschichte der Renaissance in Italien. 1868. Jacob Burckhardt: Griechische Kulturgeschichte. 1898. Jacob Burckhardt: Weltgeschichtliche Betrachtungen. 1905. Diese Werke liegen in mehreren Ausgaben vor. Sekundärliteratur: Peter Betthausen (Hrsg.): Jacob Burckhardt und die Antike. Mainz 1998. Horst Fuhrmann: Jacob Burckhardt und die Zunft der Historiker. Köln 1991. Maurizio Ghelardi: Jacob Burckhardt. Storia della cultura, storia dell’arte. Venedig 2002. Felix Gilbert: History, Politics or Culture. Reflections in Ranke and Burckhardt. Princetron 1990. Lionel Gossman: Basel in the Age of Burckhardt. A Study in Unseasonable Ideals. Chicago 2000. Jürgen Große: Typus und Geschichte. Eine Jacob-Burckhardt-Interpretation. Diss., Berlin 1996. Horst Günther: Der Geist ist ein Wühler. Über Jacob Burckhardt. Frankfurt am Main 1997. Francis Haskell: History and its Images: Art and the Interpretation of the Past. New Haven 1993 Thomas A. Howard: Religion and the Rise of Historicism. W. M. L. Wette, Jacob Buckhardt, and the Theological Origins of Nineteenth-Century Historical Consciousness. Cambridge 2000. Malcolm Kitch: Jacob Burckhardt: Romanticism and Cultural History. In: William Lamont (Hrsg.): Historical Controversies and Historians. London 1998. Karl Löwith: Jacob Burckhardt. Der Mensch inmitten der Geschichte. Luzern 1936. Aram Mattioli: Die zwei Modernen im Geschichtsdenken von Jacob Burckhardt. In: Internationale Zeitschrift für Philosophie 40 (2001). Kurt Meyer: Jacon Burckhardt. Ein Portrait. München 2009. Volker Reinhardt: Jacob Burckhardt und die Erfindung der Renaissance. Ein Mythos und seine geschichte. Bern 2002. Benjamin Richter: Jacob Burckhardt als Schriftsteller. Rom 1968. Ernst Salin: Vom deutschen Verhängnis. Gespräch an der Zeitenwende. Burckhardt – Nietzsche. Hamburg 1959. Irmgard Siebert: Jacob Burckhardt. Studien zur Kunst- und Kulturgeschichtsschreibung. Basel 1991.