Dozent/in |
Kathrin Klohs, M.A. |
Veranstaltungsart |
Proseminar |
Code |
HS151290 |
Semester |
Herbstsemester 2015 |
Durchführender Fachbereich |
Wissenschaftsforschung |
Studienstufe |
Bachelor |
Termin/e |
wöchentlich (Di), ab 15.09.2015, 13:15 - 15:00 Uhr |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Turnus |
Wöchentlich |
Inhalt |
Lebhaft diskutieren wir im Alltag über Wissenschaft, sobald es um Schwärmereien und Tagträume, Abstürze und Affären, Romantik und Liebe an der Universität geht. Die Hochschule ist immer auch Partnerbörse und Heiratsmarkt, die Frage 'wer mit wem' erhitzt die Gemüter – finden sich nun Studierende zwischen Mensa, Lesesaal und Wohnheim oder Dozierende zwischen Konferenz, Institutsfest und Abendvortrag. Wird in der Begegnung der Geschlechter die Grenze zwischen Lernenden und Lehrenden überschritten, fällt also Leistungsbewertung mit Zuneigung zusammen, ist ein handfester Skandal um Fehlverhalten in der Wissenschaft in der Welt: Schnell werden dann in Noten, Prüfungsfragen, Stellen und Fördergeldern Gegenleistungen für Gefälligkeiten vermutet und einseitig durchgesetzte Vorteilsnahme oder gegenseitig berechnender Tausch unterstellt. Die Klatschpresse spielt Alter gegen Jugend, Macht gegen Ambition, Mann gegen Frau aus; die Hochschulen versuchen präventiv oder sanktionierend einzugreifen.
Das Seminar wird diesen nur vermeintlich ausserwissenschaftlichen, nur angeblichen Ne-benschauplatz mit den Augen der Wissenschaftsforschung betrachten. Dazu befragen wir eingangs die rechtliche Grundlage von Beziehungen an Schweizer Hochschulen und trennen juristische von moralischen Argumenten, im Hinterkopf die jüngste Klagewelle an US-Universitäten. Besonderheiten von wissenschaftlichen Lern- und Arbeitsorten scheinen vor der Folie gegenwärtiger Soziologie der Partnerwahl auf, bevor die Funktion von Lebensgemeinschaften in früheren Wissenschaftsepochen und die bis heute wirkmächtige Diskussion um den pädagogischen Eros in den Blick geraten. Breiten Raum nehmen anschliessend die Präsentation und Diskussion realer und fiktiver Fallbeispiele aus Ge-schichte und Gegenwart ein: Denn die vielfältigen Spielarten des Liebens mit Verstand und des Forschens mit Gefühl beruhen in Zeitungsberichten und Biographien ebenso wie in Romanen und Filmen auf allgegenwärtigen, weit zurückreichenden Erzählmustern und Stereotypen des Akademischen. Diese kollektiven Bilder von Wissenschaft und von uns allen in ihr Tätigen, vom schüchternen Denker bis zum leidenschaftlichen Universalgenie, gilt es kennenzulernen und zu systematisieren. Trouvaillen aus Fan-Fiction, Foren, Blogs und Social Media runden das Bild ab.
Eine Sitzung bleibt unverplant für studentische Themenwünsche, eine weitere für die Kurzvorstellung möglicher Essaythemen und für eine Schreibwerkstatt.
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Lernziele |
Die Teilnehmenden lernen, zu Presseberichten und Gerüchten aus der Wissenschaft in ein eigenständiges Verhältnis zu treten: Sie kennen die zentralen rechtlichen, moralischen und pädagogischen Argumente der Diskussion um Romanzen im akademischen Milieu. Sie erfassen hinter Aufsehen erregenden Einzelfällen soziale Gesetzmässigkeiten, erzählerische Grundkonstellationen und mediale Darstellungsstrategien. Sie beurteilen ein Thema von beträchtlichem Aufmerksamkeitswert, indem sie vom Besonderen aufs Allgemeine schliessen. |
Voraussetzungen |
Unabdingbar ist die Bereitschaft, sich im Seminar sachlich zu äussern und das eigene Interesse weg vom Skandalwert der Beispiele, dafür hin zu Strukturen des Wissenschaftssystems zu lenken. Die Lektüre kürzerer englischsprachiger Texte wird erwartet. |
Sprache |
Deutsch |
Abschlussform / Credits |
Aktive Teilnahme (Referat, Essay) / 4 Credits
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Hinweise |
Für den Major Wissenschaftsforschung im Master Kulturwissenschaften kann die Veranstaltung nach Rücksprache mit der Dozentin als Hauptseminar anerkannt werden. |
Kontakt |
kathrin.klohs@unibas.ch
kathrin.klohs@doz.unilu.ch |
Literatur |
Eine Bibliographie wissenschaftlicher Literatur wird zu Beginn des Semesters auf OLAT bereitstehen. Zum Stöbern vorab lädt ein: "Amor zu Gast im Elfenbeinturm. Lieben und Leiden an der Uni", in: Zürcher Studierendenzeitung 3 (2009) [online frei zugänglich]. |