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Pragmatismus als Ideologie


Dozent/in Dr. Olaf Rahmstorf
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code HS151354
Semester Herbstsemester 2015
Durchführender Fachbereich Politikwissenschaft
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e Mi, 16.09.2015, 15:15 - 17:00 Uhr, HS 13
Mi, 30.09.2015, 15:15 - 17:00 Uhr, HS 13
Mi, 14.10.2015, 15:15 - 17:00 Uhr, HS 13
Mi, 28.10.2015, 15:15 - 17:00 Uhr, HS 13
Mi, 11.11.2015, 15:15 - 17:00 Uhr, HS 13
Mi, 11.11.2015, 17:15 - 19:00 Uhr, 3.B47
Mi, 25.11.2015, 15:15 - 19:00 Uhr, E.411
Umfang 1 Semesterwochenstunde
Inhalt Anfang der 90er Jahre wurde angesichts des Endes der großen geschichtsphilosophischen Aspirationen gleich das Ende der Geschichte ausgerufen (Francis Fukuyama) - sozusagen als letzter, sich selbst negierender, geschichtsphilosophischer Entwurf. Mit weit weniger Pathos, näher am Boden der Tatsachen, diagnostizierten bald darauf Parteienforscher und Politikwissenschaftler das "Ende der Ideologien". Diesen sei zumindest die Funktion abhanden gekommen, Wählerschaften zu mobilisieren und zu binden. Politik wird pragmatisch, die Positionen der Parteien werden zunehmend ununterscheidbar. Politiker selbst verlieren den Glauben in die Überzeugungskraft programmatischer Argumentationen und wollen Politik nur noch besser machen als ihre Vorgänger - nicht mehr anders. Eine "narrative Leere" entsteht (Franz Walter) und wird europaweit von populistischen Parteien, wie der "Alternative für Deutschland" oder auch Christoph Blochers SVP, mit eingängigen Parolen und handfesten Identifikationsangeboten gefüllt. Die polemische Verve, mit der diese Akteure ihre politischen Instinkte in kompakte Erzählungen übersetzen, erscheint als das hässliche Spiegelbild einer Politik, die ihre nüchternen Marschrouten "alternativlos" nennt (Angela Merkel).

Erklärungen für diese bekannten Phänomene sind zahlreich und zielen häufig auf ein komplexes Ursachenbündel gesellschaftlicher Entwicklungen. Seltener wird die These der Entideologisierung in Frage gestellt und nach den ideologischen Wurzeln des vorherrschenden Pragmatismus selbst gefragt.

Wer sich dieser Problemstellung nähern möchte, sollte zuvor seine Arbeitsbegriffe klären und schärfen. Die Veranstaltung führt historisch in den Begriff der Ideologie ein, stellt zentrale Konzepte vor und versucht eine Systematisierung. Mit diesem Rüstzeug wird im zweiten Teil des Kurses die Debatte über den - angeblich - vorherrschenden Pragmatismus analysiert.

Sprache Deutsch
Begrenzung Begrenzug der Studierendenzahl vorbehalten; bevorzugt werden Studierende ab dem 3. Semester.
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Essay, benotet) / 2 Credits
Hinweise Studienschwerpunkt: Politische Theorie
Hörer-/innen Nach Vereinbarung
Kontakt olaf@rahmstorf.de
Material wird auf OLAT zur Verfügung gestellt
Literatur · Brunkhorst, Hauke (1995): Ist die Ideologiekritik am Ende? In: Bay, Hansjörg / Hamann, Christof (Hg.), Ideologie nach ihrem 'Ende'. Opladen: Westdeutscher Verlag, 79 - 96.

· Schnädelbach, Herbert (1969): Was ist Ideologie? in: Das Argument, Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften Bd. 50. Berlin: Argument Verlag, 71 - 92.

· Michelsen, Danny / Walter, Franz (2013): Narrative Leere. in: Michelsen, Danny / Walter, Franz: Unpolitisch Demokratie. Zur Krise der Repräsentation. Berlin: Suhrkamp, 356 - 376.

· Grundlagenlektüre:

· Walter, Franz (2010): Vom Milieu zum Parteienstaat. Lebenswelten, Leitfiguren und Politik im historischen Wandel. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

· Lenk, Kurt (Hg.) (1984): Ideologie. Ideologiekritik und Wissenssoziologie. Ffm. / New York: Campus.