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Ist Wikipedia eine Enzyklopädie? Öffentlichkeit im Zeitalter der Diskursmaschinen


Dozent/in Dr. Olaf Rahmstorf
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code HS161501
Semester Herbstsemester 2016
Durchführender Fachbereich Politikwissenschaft
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e Di, 20.09.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 27.09.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 04.10.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 11.10.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 18.10.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 25.10.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 08.11.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 15.11.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 29.11.2016, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 6
Di, 29.11.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 06.12.2016, 10:15 - 14:00 Uhr, HS 11
Di, 13.12.2016, 12:15 - 14:00 Uhr, HS 4
Di, 13.12.2016, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 6
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Inhalt Jürgen Habermas hat in seiner unterdessen zum Klassiker gewordenen Studie zum "Strukturwandel der Öffentlichkeit" die historische Bedeutung eines ‘räsonierenden’ Publikums für die Entwicklung der demokratischen Strukturen in Westeuropa herausgearbeitet. Er macht dieses Raisonement an Institutionen wie den bürgerlichen Salons, Debattierklubs und Enzyklopädien fest, die das erzeugte Wissen verbreiten helfen. Dieses geistige Fundament der Demokratie sah er durch die Verwandlung des selbstbewusst räsonierenden Publikums der großbürgerlichen Salons in ein passiv konsumierendes, kleinbürgerliches Medienpublikum bedroht. Heute - fünfzig Jahre später - könnte man meinen diese Gefahr sei mit dem Web 2.0 gebannt. Was im 18. Jahrhundert die Salons waren, sind heute die Chatrooms, was die Enzyklopädisten an aufklärerischem Esprit mitbrachten ist heute der basisdemokratische Geist Wikipedias.

Unberücksichtigt bliebe in einer solchen, rein auf die Interaktion der Akteure abhebenden, Perspektive, jedoch die Frage, welches Wissen überhaupt nach welchen Regeln produziert wird. Medientheroetiker sprechen hier von einer Zeitenwende, dem Ende der Gutenberggalaxis oder einem neuen Wissensregime, dass sich an ‘Konsens' statt an ‘Wahrheit’ als Leitmotiv orientiere (Pscheida).

Das Seminar verfolgt die Frage, nach welchen impliziten und expliziten Regeln die Produktion eines solchen Konsenses oder einer solchen ‘Wahrheit’ erfolgt, welcher Typus ‘Wissen’ in die Wikipedia Eingang findet und was ausgeschlossen wird. Das heisst, wir fragen uns nach welchen Gesetzmäßigkeiten hier Öffentlichkeit hergestellt wird.

Dabei machen wir uns die Tatsache zu nutze, dass die expliziten Produktionsregeln der Wikipedia für jeden einsehbar sind und ihr praktische Umsetzung jederzeit durch das Verfassen eigener Beiträge überprüft werden kann. Im zweiten Teil des Seminars werden wir daher selbst Erfahrungen als Wikipedia AutorInnen sammeln und vor dem Hintergrund des im ersten Teil aufgespannten Horizontes analysieren.

Das Seminar schliesst an die Veranstaltung zum Ideologiebegriff vom vergangenen Herbst inhaltlich an, ohne die Teilnahme an diesem vorauszusetzen.

Sprache Deutsch
Begrenzung Begrenzug der Studierendenzahl vorbehalten; bevorzugt werden Studierende ab dem 3. Semester.
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Essay, benotet) / 4 Credits
Hinweise Studienschwerpunkt: Politische Theorie
Hörer-/innen Nach Vereinbarung
Kontakt olaf@rahmstorf.de
Material wird auf OLAT zur Verfügung gestellt
Literatur Burke, Peter (2014): Die Explosion des Wissens. Von der Encyclopédie bis Wikipedia. Berlin. Habermas, Jürgen (1991 / 1962): Strukturwandel der Öffentlichkeit. Frankfurt am Main. Pentzold, Christian (2007): Wikipedia - Diskussionsraum und Informationsspeicher im neuen Netz. München. Pentzold, Christian (2015): Forschungsethische Prämissen und Problemfelder teilnehmenden Beobachtens auf online Plattformen. In Maireder, Axel et al. [Hg.]: Digitale Methoden in der Kommunikationswissenschaft. Berlin. Pscheida, Daniela (2010): Das Wikipedia Universum. Wie das Internet unsere Wissenskultur verändert. Bielefeld.