Inhalt |
Für die Mikrosoziologie stellen soziale Phänomene wie das alltägliche Gespräch, das Schlangenstehen an der Supermarktkasse, das Verhalten Einzelner im Fahrstuhl oder am Badestrand typische Formen von sozialen Phänomenen dar, die es auf ihre Dynamiken und Strukturen zu untersuchen gilt. Es handelt sich hierbei immer um Formen von Wahrnehmung und Kommunikation Anwesender. Während die Möglichkeiten der Kommunikation unter Abwesenden schon seit der Entwicklung der Schrift, des Buchdruckes und der Telegrafie stark zugenommen haben, so sind diese Möglichkeiten – besonders im lebensweltlichen Alltag – mit der Entwicklung und Verbreitung neuer Kommunikationstechnologien seit den 1990er Jahren geradezu explodiert: Wir kaufen in Online-Shops ein, pflegen Fernbeziehungen mittels Videotelefonie, spielen mit Kopfhörer und Mikrofonen ausgestattet Online-Games, tauschen uns über SMS und Whatsapp mit Freunden aus und inszenieren unseren Lebensstil über Snapchat.
Dieses Seminar setzt an der Differenz von Anwesenheit und Abwesenheit an und untersucht die kommunikativen Dynamiken und Strukturen technisch vermittelter Kommunikation. Diese werden anhand Studien zu ausgewählten Fällen untersucht.
Das Seminar richtet sich an StudienanfängerInnen. Neben einer Einführung in sozialwissenschaftliches Argumentieren und Fragen anhand des Seminarthemas werden ebenfalls grundlegende Kompetenzen vermittelt (Lektürestrategien, Verfassen wissenschaftlicher Texte, wissenschaftliche Arbeitstechniken). |
Literatur |
Goffman, Erving (1973), Spass am Spiel, in: ders., Interaktion, München: Piper. Goffman, Erving (2009), Interaktion im öffentlichen Raum, Frankfurt am Main: Campus. Blumer, Herbert (2013), Symbolischer Interaktionismus. Aufsätze zu einer Wissenschaft der Interpretation, Frankfurt am Main: Suhrkamp. Abels, Heinz (2010), Interaktion, Identität, Präsentation. Kleine Einführung in interpretative Theorien der Soziologie, Wiesbaden: VS. Hirschauer, Stefan (1999), Die Praxis der Fremdheit und die Minimierung von Anwesenheit. Eine Fahrstuhlfahrt, in: Soziale Welt 50(3): S. 221-245. Brinkmann, Ulrich; Seifert Matthias (2001), „Face to Interface“: Zum Problem der Vertrauenskonstitution im Internet am Beispiel von elektronischen Auktionen, in: Zeitschrift für Soziologie 30(1): 23-47. Walther, Joseph B. (1996), Computer-Mediated Communication: Impersonal, Interpersonal and Hyperpersonal Interaction, in: Communication Research, Vol. 23 (1), 3-43. König, Katharina (2015), „Muss leider absagen. Muss noch nen referat fertig machen.“ – Zur Dialogizität von Absagen und Verabredungsablehnungen in der SMS-Kommunikation, in: Linguistik online 70(1): 143-166. Burkart, Günter (2000), Mobile Kommunikation: Zur Kulturbedeutung des „Handy“, in: Soziale Welt 51(2): 209-231. Rettie, Ruth (2009), Mobile Phone Communication: Extending Goffman to Mediated Interaction, in: Sociology 43(3): 421-438. Friebel, Martin et al. (2003), „Siehst du mich?“ – „Hörst Du mich?“ – Videokonferenzen als Gegenstand kommunikationswissenschaftlicher Forschung, in: mailto:kommunikation@gesellschaft 4: 1-23. Stegbauer, Christian (2009), Wikipedia: das Rätsel der Kooperation, Wiesbaden: VS. Burger, Harald (1991), Das Gespräch in den Massenmedien, Berlin/New York: de Gruyter. Wehner, Josef (1997), Interaktive Medien – Ende der Massenkommunikation, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 26 (2), 96-114. |