Dozent/in |
Dr. Olaf Rahmstorf |
Veranstaltungsart |
Hauptseminar |
Code |
HS171498 |
Semester |
Herbstsemester 2017 |
Durchführender Fachbereich |
Politikwissenschaft |
Studienstufe |
Bachelor
Master |
Termin/e |
Mi, 20.09.2017, 16:15 - 20:00 Uhr, 4.B01 Mi, 04.10.2017, 16:15 - 20:00 Uhr, 4.B01 Mi, 18.10.2017, 16:15 - 20:00 Uhr, 4.B01 Mi, 15.11.2017, 16:15 - 20:00 Uhr, 4.B01 Mi, 29.11.2017, 16:15 - 20:00 Uhr, 4.B01 Mi, 13.12.2017, 16:15 - 20:00 Uhr, 4.B01 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Inhalt |
Wissensgesellschaft": Fast zwei Jahrzehnte lang schien dies das neue Schlagwort zu sein, um die aktuelle Phase der Industriegesellschaft zu charakterisieren. Information und Bildung haben sich zu elementaren Produktionsfaktoren entwickelt, Prominente drücken in Wissensshows vor einem begeisterten Millionenpublikum noch einmal die Schulbank und Regierungen, welche nicht genug in Bildung investierten, fürchten sich vor einem negativen Rating in den PISA-Studien.
Diese Wissenseuphorie scheint seit der Trump-Wahl ein jähes Ende gefunden, oder – wenn man so will – zu einem bösen Erwachen geführt zu haben. Ist "postfaktische Politik" das Spiegel- oder nur das Zerrbild der Wissensgesellschaft?
Während das öffentlich rechtliche Fernsehen mit "faktenfinder.tagesschau.de", "ZDFCheck17" und vergleichbaren Instrumenten bei SRF und ZIB versucht gegen zu halten, geht Wikipedia Gründer Jimmy Wales noch einen Schritt weiter und kündigt im April 2017 ein neues Online Newsmagazin nach dem Wikiprinzip an: "Wikitribune" soll "evidence based journalism" bieten.
Gemeinsame Grundlage der gesamten Diskussion scheint die einseitige Fixierung auf Fakten und deren Überprüfung. Komplexe Mechanismen der Wirklichkeitskonstruktion, wie sie in Wissenssoziologischen Forschungen seit langem thematisiert werden, geraten dabei aus dem Blick.
Das Seminar setzt sich im ersten Teil kritisch mit den Schlagwörtern der aktuellen Debatte auseinander. Sind Begriffe wie "Fake News" oder "Filterblase" analytisch brauchbar und welche Realität bilden sie allenfalls ab? Welche Chancen haben "Faktenchecker" um das Errodieren der politischen Diskussionskultur auf zu halten und was bedeutet die Fixierung auf Fakten für den demokratischen Willensbildungsprozess?
Im zweiten Teil des Seminars untersuchen wir am Beispiel der Wikipedia die innere Logik einer 'anti-hierarchischen' (demokratischen?), 'faktenbasierten' und 'belegorientierten' Wissensproduktion. Wie der aktuelle Diskurs hebt die Wikipedia (und auch der überwiegende Teil der Forschung zur Wikipedia), auf Fakten und ihre Überprüfbarkeit anhand von Belegen ab. Auf der anderen Seite organisiert sie aber die Produktion von Wahrheit im emphatischen Sinn als sozialen Aushandlungsprozess, der den eigenen Regeln der Netzlogik folgt. Aufschlussreich ist die Wikipedia dabei aufgrund ihrer eigenwilligen Stellung zwischen den Fronten. Im Seminar werden wir mit eigenen Analysen einzelner Wikipediaartikel (und ihrer Versionsgeschichten) der spezifischen Produktionslogik der "Wikipedia-Wahrheit" nachgehen. |
Sprache |
Deutsch |
Begrenzung |
Begrenzung der Studierendenzahl vorbehalten; bevorzugt werden Studierende ab dem 3. Semester |
Abschlussform / Credits |
Aktive Teilnahme, Referat, Kommentar (benotet) / 4 Credits
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Hinweise |
Studienschwerpunkte: Politische Theorien |
Hörer-/innen |
Nein |
Kontakt |
olaf@rahmstorf.de oder
olaf.rahmstorf@doz.unilu.ch |
Material |
wird auf OLAT bereitgestellt |
Literatur |
· Pariser, Eli; "Filter Bubble. Wie wir im Internet entmündigt werden"; München 2011 · Pscheida, Daniela; "Das Wikipedia Universum"; Bielefeld 2010 · Tkacz, Nathaniel; "Wikipedia and the Politics of Openness"; Chicago 2015 · Luethi, Roger; "Community Enterprises"; Zürich 2012 · Tatum, Clifford und LaFrance, Michelle; "Wikipedia as distributet knowledge laboratory: the case of neoliberalism", in Jankowski, "e-research: Transformations in Scholarly Practice" S. 310 - 327; London 2009
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