Dozent/in |
PD Dr. phil. Peter Berz |
Veranstaltungsart |
Masterseminar |
Code |
HS181394 |
Semester |
Herbstsemester 2018 |
Durchführender Fachbereich |
Wissenschaftsforschung |
Studienstufe |
Master
Doktorat |
Termin/e |
14-täglich (Do), ab 20.09.2018, 12:15 - 16:00 Uhr, 3.B47 14-täglich (Do), ab 15.11.2018, 12:15 - 16:00 Uhr, HS 11 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Turnus |
2-wöchentlich |
Inhalt |
Was die Natur macht, davon gibt es täglich mehr Nachrichten. Keine Meldung aber hat so viel Aufsehen erregt, wie die, die im letzten Herbst sämtliche Medien alarmierte: Nach neuesten Zählungen gebe es jetzt um 80% weniger Insekten als noch vor 27 Jahren. Freilich: Warum blieben in der letzten Zeit die Windschutzscheiben ohne Insekten? Wie lange ist es her, dass wir einen Schmetterling gesehen haben? Wer bestäubt die Pflanzen, auch die Nutzpflanzen, wenn Bienen und Hummeln nicht mehr fliegen? Wie können wir ohne Insekten überleben? Wer ist denn schuld – die Städte, die Industrie, die Landwirtschaft? Undsoweiter. Die bis heute andauernde Debatte ist ein Lehrstück über unser Verhältnis zur Wissenschaft, über Wissenschaft und Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik, Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft.
Das Seminar wird zunächst an die Wurzel der Debatte gehen, zu dem so viel Erregung verursachenden Aufsatz, in den nicht nur das Wissen einer Gruppe universitärer Ökologen und Entomologen einging, sondern auch die langjährigen Erhebungen einer Laienvereinigung: des Insektenvereins der Stadt Krefeld. Wie unterscheiden sich Laienwissen und Wissenschaft? Als wer tauchen die Insekten in dieser Untersuchung auf? Wie sprechen – zwischen Artenvielfalt, Artenschwund, Biomasse – die Forscher über sie? Wie sprechen die Laien? Mit welchen Praktiken – von der Insektenfalle bis zum Algorithmus – arbeitet die Untersuchung? Bevorzugt sie bestimmte Argumentationen? Was heisst hier „objektiv“?
Zum zweiten möchte das Seminar die Wege verfolgen, die das wissenschaftliche, das vor- und das nachwissenschaftliche Wissen von der rapide abnehmenden Dichte der Insekten
Insekten nimmt. Warum sind die Veröffentlichungen des Insektenvereins lange Jahre auf keine Resonanz gestossen? Wie berichten die Medien über diesen Fall? Welchen Mustern folgen sie? Innerhalb welcher Reden über Landwirtschaft, Ökologie, Zukunft, Natursehnsucht zirkuliert eine Nachricht aus der Wissenschaft?
Das Seminar möchte das Bewusstsein dafür schärfen, was Wissenschaft anstösst, verdeckt, erzählt, verschweigt oder überhaupt erst sagbar macht. Und schliesslich die Frage stellen: Was hat diese Wissenschaft mit der Hummel zu tun, die da vor uns in eine Blüte hineinschlüpft und wieder herauskommt? |
Lernziele |
Besser zu verstehen, wie sich öffentliche und politische Diskurse über die Natur auf Naturwissenschaft beziehen. Einschätzen zu lernen, warum dabei von der wissenschaftlichen Sicht einer Frage, ihren Praktiken und Strategien, einiges vorkommt, anderes aber nicht. |
Sprache |
Deutsch |
Abschlussform / Credits |
Aktive Teilnahme (Referat, Prüfung) / 4 Credits
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Hinweise |
Die Veranstaltung ist im Major Wissenschaftsforschung für die Schwerpunkte ‘Konzepte’ und 'Objekte' anrechenbar. |
Hörer-/innen |
Ja |
Kontakt |
peter.berz@doz.unilu.ch |
Literatur |
zur Einführung: 1. Caspar A. Hallmann, Martin Sorg, e.a.: „More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas“, in: PLOS ONE, October 18, 2017 [http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809]. 2. Susanne Aigner: „Lautloses Sterben der Falter und Wildbienen“, telepolis 7. Oktober 2017?[https://www.heise.de/tp/features/Lautloses-Sterben-der-Falter-und-Wildbienen- 3852145.html?seite=all]? 3. Berhard Malkmus: Maikäfer, flieg! Das Sterben der Arten und das Schweigen der Litera- ten, in: Merkur, März 2018, 72. Jahrgang, Heft 826, pp 34-43? [ https://volltext.merkur-zeitschrift.de/article/mr_2018_03_0034-0043_0034_01 ] Die Texte liegen auch im OLAT-Ordner, sobald aufgeschaltet. |