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Ein Durchschnittsmensch produziert in der Schweiz ca. 703 Kilogramm Abfall pro Jahr, darunter 148 Kilo Altpapier, 14 Kilo elektrische Geräte und 4 Kilogramm PET-Flaschen, so hält es das Bundesamt für Umwelt in seiner aktuellen Abfallstatistik fest. Dieser Materialberg, dessen Ausmass mit dem Konsum- und Recyclingverhalten schwankt, ruft nicht nur Umweltbewegungen und eine abfallverwertende Industrie auf den Plan, sondern hat auch das intensive Interesse der Wissenschaften geweckt, die sich mit der Berechnung von Plastikströmen in den Weltmeeren, mit Anreizsystemen zur Reduzierung von Hausmüll, den ökologischen Risiken von Chemieabfällen, der Optimierung von Abwassersystemen oder den politischen Dimensionen des internationalen Sondermüllhandels befassen. Das Seminar spürt der Verwandlung des Abfalls in einen Forschungsgegenstand nach und nimmt in den Blick, mit welchen konkreten Problemstellungen und schmutzigen Realitäten Müllforscher*innen in ihrer Arbeit zu tun haben: Welche Phänomene werden in den Laboratorien und Institutsbüros untersucht? Warum interessieren sich die Forscher*innen überhaupt für Müllfragen und wie gehen sie vor, um dem Abfall eine Ordnung zu geben? Wo lagern sich gesellschaftliche Dringlichkeiten und ethische Imperative in ihren Untersuchungen ab? Und auf welche Weise geben ihre Forschungsergebnisse Anlass zu Problematisierungen jenseits der Fachkreise? Zwecks Annäherung an diese Fragen werden wir uns im Seminar zum einen mit der Literatur befassen und, komplementär dazu, eigene Recherchen anstellen, die einen Blick in die Kulissen des wissenschaftlichen Geschehens eröffnen. Zum anderen werden wir uns auf Exkursionen begeben: zu einem mit Recyclingverfahren befassten Forschungsinstitut, zu einem geologischen geologischen Felslabor im Jura, das als Endlager-Teststätte für Atommüll betrieben wird, und zu weiteren Lokalitäten, an denen sich unsere Anschauung der zugleich lebensweltlichen wie wissenschaftlichen Bedeutsamkeit von Übriggebliebenem, Aussortiertem, Wiederverwertetem und Kontaminiertem schärft. |