Sie sind nicht angemeldet

Polarisierung und Mainstreaming: die mediale Eskalation oder Disziplinierung von Konflikten in Politik, Wirtschaft und Religion


Dozent/in Dr. phil. Adrian Itschert
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code HS211458
Semester Herbstsemester 2021
Durchführender Fachbereich Soziologie
Studienstufe Bachelor
Termin/e wöchentlich (Do), ab 23.09.2021, 08:30 - 10:00 Uhr, 3.B55
wöchentlich (Do), ab 02.12.2021, 08:30 - 10:00 Uhr, ZOOM
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Inhalt Ohne Zweifel weisen alle sozialen Konflikte eine Tendenz zur Eskalation auf. Ein Wort egbibt das andere Wort und der Konflikt springt schnell von einem Thema zum nächsten. Anschuldigungen werden mit Gegenanschuldigungen beantwortet. Noch neutrale Dritte werden aufgefordert im Konflikt Partei zu ergreifen. Auf beiden Seiten wächst das Misstrauen und damit die Bereitschaft auch Gewalt im Konflikt einzusetzen. Es gibt aber auch Konflikte, die routinemässig gewaltfrei geführt werden. In denen es als Schwäche gilt, Kritik persönlich zu nehmen. In denen Dritte genau beobachten, ob man die konfligierende Partei noch zu überzeugen versucht oder bereits nur noch als Gegner wahrnimmt. Luhmann hat diese beiden Konflikttypen als unkonditionierte und konditionierte Konflikte bezeichnet.

Die Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Frage, ob ein Konflikt sich konditionieren und damit eskalationsfrei auf Dauer stellen lässt oder nicht. Einerseits sorgen die Verbreitungsmedien dafür, dass ein Publikum in der Rolle des neutralen Dritten den Konflikt verfolgen kann. Eine zu scharfe Attacke auf dem Gegner kann diesem die Sympathien des Publikums eintragen und sollte deshalb klugerweise unterbleiben. Die Verbreitungsmedien leisten deshalb oft einen Beitrag zur Konditionierung von Konflikten. Um die Verbreitungsmedien herum hat sich allerdings das System der Massenmedien entwickelt, dass besonders konfliktaffin ist, weil das Publikum Konflikt unterhaltsam findet. So entspricht dem Populismus in der Politik oft ein Medienpopulismus, der besonders konfliktfreudigen Politikern bevorzugt Sendezeit einräumt. Die Medien können die Eskalationstendenz aller Konflikte also auch anheizen. Das gilt bekanntermassen soviel für die traditionellen Verbreitungsmedien als auch für die sozialen Medien (Echoräume und Filterbubbles). In diesem Kurs werden wir uns mit der medialen Berichterstattung über politische, wirtschaftliche und religiöse Konflikte befassen und untersuchen, wie diese zur Dynamik dieser Konflikte beitragen.
E-Learning Sie finden den Link auf das Zoom-Meeting im Kurs auf https://lms.uzh.ch/url/repositoryentry/17056071824
Sprache Deutsch
Prüfung Die Bedingungen der aktiven Teilnahme werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (siehe 'Prüfung') / 4 Credits
Kontakt adrian.itschert@unilu.ch
Literatur Séverine Autesserre (2012): Dangerous tales. Dominant narratives on the congo and their unintended consequences. African Affairs 111: 202–222

Clayman, Steve, und John Heritage. 2002. The news interview. Journalists and public figu-res on the air. Cambridge: Cambridge University Press.

Adrian Itschert/ Luca Tratschin (2017): Dissent without disaster: Konditionierte Konflikte und öffentlich appräsentierte Dritte. In: H. Gummert et al. (Hrsg.), Medien und Kulturen des Konflikts, Kulturelle Figurationen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen. Wiesbaden: Springer