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Die digitale Transformation zeichnet sich durch eine Stärkung inklusiver Formate der Wissensherstellung, -bewertung und -verbreitung aus. So werden die Zugangsbarrieren zu Wissen z.B. über Wikis, Foren und Social Media Plattformen für ein breites Publikum gesenkt. Zugleich wird dieses Publikum zunehmend in die Aufbereitung und Erzeugung von Wissen einbezogen.
Gleichzeitig kann aber auch beobachtet werden, dass diese «Entdifferenzierungstendenzen» von neuen Formen der Differenzierung begleitet werden. Auch wenn prinzipiell dank der Internettechnologie «alle mit allen» kommunizieren könn(t)en lässt sich beobachten, dass neue Formen der sozialen Schliessung an Bedeutung gewinnen, wie sich an der Diskussion um «Filter Bubbles» illustrieren lässt. Diese Abschliessung und Fragmentierung geht einher mit einer zunehmenden Umstrittenheit von Wissen, da die Herstellung und Bewertung von Wissen in diesen neuen sozialen Gemeinschaften sehr unterschiedlich vollzogen wird. Die Kontingenz sozialer Wissensordnungen tritt so stärker zutage und geht mit einem zunehmenden sozialen Konfliktpotenzial einher – diese Beobachtung wurde in der politischen Öffentlichkeit in den letzten Jahren u.a. mit der Problemformel der «post truth» beschrieben.
Dieses Seminar beleuchtet diesen Themenkomplex und verfolgt das Ziel, Studierenden in sozialwissenschaftliche Konzepte und Theorien einzuführen, die ihnen ermöglichen sollen, gegenwärtige Entwicklungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung wie «Citizen Science», «Open Data» «Post Truth», «Filter Bubbles» etc. einzuordnen und eigenständige Forschungsfragen zu diesem Themenbereich entwickeln zu können. |
| Literatur |
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