Inhalt |
Die Imitation zählt zu den elementaren Formen des sozialen Lebens. Ob in Kunst, Politik, Sport oder Erziehung: Überall findet man Prozesse der Nachahmung, die nicht nur zu einer Übertragung von Wissen und zu einer Angleichung von Verhaltensweisen beitragen, sondern auch zu Konkurrenz- und Konfliktbeziehungen zwischen Vorbildern und Nachahmern führen. Wie Imitation funktioniert, hängt aber auch maßgeblich von den Medien ab, in denen sich die Nachahmung von Vorbildern vollzieht. In sozialen Medien führen Influencer einen vermeintlich nachahmenswerten Lebensstil vor, Challenges finden willige Nachahmende und Memes variieren eine bestimmte Vorlage auf kreative Weise und tragen so zu dessen Verbreitung bei. Bestimmte Praktiken (etwa des Tanzens) lassen sich überhaupt nur durch die Imitation unter Anwesenden übertragen, während andere nur durch die Nachahmung von Liebesfilmen und -romanen lernen, wie sie sich bei der Partnersuche zu verhalten haben. Das Seminar soll allen Teilnehmenden die Gelegenheit bieten, in jenen Bereichen des sozialen Lebens, die sie besonders interessieren, Phänomenen der Nachahmung (auf möglichst originelle Weise) nachzuspüren. |
Literatur |
Borch, Christian/Stäheli, Urs (Hrsg.). 2009. Soziologie der Nachahmung und des Begehrens: Materialien zu Gabriel Tarde. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Youssef, Ramy. 2021. Abweichung und Konformität: Prolegomena zu einer historischen Wissenssoziologie der Imitation. In Imitationen: Systematische Zugänge zu einem kulturellen Prinzip des Mittelalters, Hrsg. Michael Grünbart, Gerald Schwedler und Jörg Sonntag, 29–49. Paderborn: Brill | Fink. |