Obwohl die vorhandene Forschung längst aufgezeigt hat, dass koloniale Bilder und damit Anti-Schwarzer Rassismus in der Schweiz verankert ist, werden Menschen mit Rassismuserfahrungen oft angehalten, diese nicht zu artikulieren, nicht zu thematisieren oder sie schlichtweg zu «vergessen». Das «Vergessen» ist dabei ein aktives und wird nicht nur in der breiten Öffentlichkeit gemacht, sondern auch in der Forschung. So ist einerseits die Teilhabe von rassifizierten Menschen an der Wissenschaft immer noch äusserst gering, und andererseits sind viele Bereiche wie beispielsweise die Erfahrungen insbesondere in Bezug auf Alltagsrassismus in der Schweiz noch kaum erforscht. In diesem Seminar setzen wir uns mit Anti-Schwarzem Rassismus im Kontext der Schweiz auseinander und thematisieren die wichtige und gleichzeitig noch immer marginalisierte Bedeutung von race als gesellschaftliche Strukturkategorie im Schweizer Kontext. Was hat racial profiling mit den kolonialen Bildern zu tun, die an Volksfesten wie der Fasnacht reproduziert werden? Wie vergisst eine Gesellschaft aktiv? Wer produziert Wissen über wen und inwiefern können neue Narrative in der Wissenschaft eine Antwort auf das kollektive Vergessen sein?

Baldwin, James (1963), »Stranger in a Village«, in: James Baldwin, Notes of a Native Son, Boston: Beacon Press, 159-175.

Michel, Noémi (2015): Sheepology: The Postcolonial Politics of Raceless Racism in Switzerland. Postcolonial Studies 18(4): 410 – 426.

Michel, Noémie (2022): «Racial Profiling und die Tabuisierung von «Rasse».» In: Jovita dos Santos Pinto, Pamela Ohene-Nyako, Mélanie-Evely Pétrémont, Anne Lavanchy, Barbara Lüthi, Patricia Purtschert und Damir Skenderovic (Hrsg.): Un/doing race. Rassifizierung in der Schweiz. Zürich/Genf: Seismo, 101-119.

«Understanding the lived experience of one single individual gets us much closer than anything else to grasping the global phenomen and machinery that is racism» (Kinouani 2021, 18).

Nicht-hegemoniales Wissen: Subjekt-Objekt-Dichotomien innerhalb der Wissenschaft aufzubrechen, indem auch People of Color Teil der Forschung sind. Weiter geht es auch um den Einbezug von Ausdrucksformen, die über die gängige wissenschaftliche Sprache hinausgehen zum Beispiel durch die Verwendung poetischer, literarischer, musikalischer oder anderer künstlerischer Zugänge.

Literatur

Haraway, Donna J. (1995): Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das

Privileg einer partialen Perspektive. In: Hammer, Carmen und Immanuel Stiess (Hrsg.): Die

Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen. Frankfurt am Main u.a.: Campus, 73–97.

Go, Julian (2016): Postcolonial thought and social theory. News York: Oxford University Press. Kapitel wird noch ausgewählt

Lavanchy, Anne/ Purtschert, Patricia (2022): «Weissmachen der Nation. Intimität, Race und

Geschlecht in der Schweiz.» In: Jovita dos Santos Pinto, Pamela Ohene-Nyako, Mélanie-Evely

Pétrémont, Anne Lavanchy, Barbara Lu¨thi, Patricia Purtschert und Damir Skenderovic (Hrsg.):

Un/doing race. Rassifizierung in der Schweiz. Zu¨rich/Genf: Seismo, 101-119.

Vielleicht: Glorya Wecker: White innocence

Literatur

Purtschert, Patricia (2019): Kolonialität und Geschlecht im 20. Jahrhundert. Eine Geschichte der weissen Schweiz. Bielefeld: transcript. 27-62 / 71-122

Literatur