Der Status der der selbsterklärten „freien Enzyklopädie“ in den Geisteswissenschaften ist widersprüchlich: Einerseits gelten Verweise auf Wikipedia-Artikel in akademischen Texte als Stilbruch. Andererseits gibt es kaum jemanden, Historiker:innen eingeschlossen, der/die dort nicht schon einmal zumindest eine Jahreszahl nachgeschlagen hat. Fakt ist jedoch, dass Wikipedia gekommen ist, um zu bleiben: Es ist mittlerweile der am meisten frequentierte und zugänglichste Ort ist, an dem (auch historisches) Wissen zum Abruf bereit steht, und damit die potentiell wirksamste Schnittstelle zwischen akademischer Wissensproduktion und breiter Öffentlichkeit. 

Die Übung ist theoretisch und praktisch zugleich. Anhand der noch jungen, aber bereits regen akademischen Forschung zum Phänomen „Wikipedia“ wollen wir erkunden, mit welcher Art von Wissensproduktion wir es hier zu tun haben, wo seine historischen Wurzeln liegen, und wie die Community mit der Verifizierung und Falsifizierung von Wissen umgeht. Zugleich werden wir uns ganz praktisch mit den Strukturen, Prinzipien und Techniken befassen, auf denen Wikipedia beruht. Am Ende steht der „Sprung ins kalte Wasser“: jede:r Teilnehmende wird einen Wikipedia-Beitrag zu einem historischen Thema verfassen und einpflegen. So werden die Teilnehmenden an ein Textgenre abseits der Seminararbeiten herangeführt und betreten ein zentrales, wenngleich vom universitären Betrieb vernachlässigtes Feld der Wissenschaftskommunikation.