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Die französische Philosophin Elsa Dorlin
zeichnet in ihrer Arbeit eine Genealogie der Selbstverteidigung und der
Selbstermächtigung. Sie untersucht die Widerstandskultur der Sklaven, das
Jiu-Jitsu der Suffragetten, die von jüdischen Organisationen in Osteuropa
entwickelten Kampftechniken, die Philosophie der Black Panther Party for Self
Defense und die Queer-Selbstverteidigungspatrouillen. Dorlins Werk kritisiert
die politische Philosophie und die staatliche Gewalt, indem sie fragt: Welche
Subjekte und Menschengruppen gehören zu den «Verteidigten» und haben damit das
Recht, sich zu wehren? Wer gehört zu den «Verteidigungslosen», besitzt dieses
Privileg nicht und wird «unverteidigbar»? Welche Menschen werden
ausschliesslich als Bedrohung wahrgenommen, selbst dann, wenn sie versuchen,
ihr eigenes Leben zu schützen? Und was bedeutet das für die Handlungsfähigkeit
des Subjekts? Im Zentrum des Seminars steht Dorlins Buch
«Selbstverteidigung: eine Philosophie der Gewalt», das 2017 erschienen ist und
2018 mit dem Frantz Fanon Prize ausgezeichnet wurde. Davon ausgehend werden wir
uns intensiv mit weiteren Texten zur Gewalt- und Widerstandsforschung
beschäftigen, insbesondere mit «Undienlichkeit: Gewaltgeschichte und politische
Philosophie» (2021) von Iris Därmann sowie «Scenes of Subject. Terror, Slavers, and Self-Making in Nineteenth-Century America» (1997)
von Saidiya Hartman. |
Literatur |
Dorlin, Elsa (2022): Selbstverteidigung: eine Philosophie
der Gewalt. Berlin: Suhrkamp Verlag, 2022.
Därmann, Iris (2021): Undienlichkeit: Gewaltgeschichte
und politische Philosophie. Berlin:
Matthes & Seitz.
Hartman,
Saidiya V. (1997): Scenes of Subject. Terror, Slavers, and Self-Making in
Nineteenth-Century America. New York.
Butler,
Judith (1993): Endangered/Endangering: schematic racism and white paranoia. In:
Robert Gooding-Williams (Hrsg.): Reading Rodney King: Reading Urban Uprising.
New York: Routledge, S. 15-22. |