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Historikerkommissionen. Forschung im Auftrag des Staats: Befriedet oder vertuscht sie Konflikte oder bringt sie gar neue hervor?


Dozent/in Dr. phil. Urs Hafner
Veranstaltungsart Hauptseminar
Code HS231541
Semester Herbstsemester 2023
Durchführender Fachbereich Wissenschaftsforschung
Studienstufe Bachelor Master
Termin/e Do, 21.09.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 2
Do, 28.09.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 05.10.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 12.10.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 19.10.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 26.10.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 09.11.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 16.11.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 23.11.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 30.11.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 07.12.2023, 08:15 - 12:00 Uhr, 3.B57
Do, 14.12.2023, 10:15 - 12:00 Uhr, 4.B51
Do, 21.12.2023, 08:15 - 12:00 Uhr, 4.B47
Umfang 2 Semesterwochenstunden
Turnus Wöchentlich
Inhalt Seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert sind Historiker-, Wahrheits- und Versöhnungskommissionen am Werk. Von Südamerika aus haben sie sich über ganzen Globus verbreitet. Im Auftrag des Staates untersuchen sie vergangenes Unrecht, um zur Beilegung von Konflikten in der Gegenwart beizutragen. Die Vergangenheitsbewältigung soll Schuldfragen klären, die auf einer Gesellschaft lasten. Die Schweiz kennt eine Reihe solcher Gremien, ob nun die Unabhängige Expertenkommission (UEK) Administrative Versorgungen (2016-2019), die sogenannte Bergier-Komission (1996-2001) oder jüngst das von den Medien skandalisierte kleine Zürcher Forschungsteam zur Bührle-Sammlung des Kunsthauses (2017-2020). Das Seminar versucht zunächst eine Typologie dieser Institutionen anhand ihres Auftrags und ihrer Zusammensetzung aufzustellen. Sie bewegen sich im Kraftfeld von staatlichem Auftraggeber, der forschenden Wissenschaftlerlnnen, der Anspruchsgruppen und einer interessierten Öffentlichkeit. Im Mittelpunkt unseres Interesses steht die UEK Administrative Versorgung. Ausgehend davon fragen wir danach, ob die Kommissionen ihrer Aufgabe tatsächlich gerecht werden können, welche Konflikte sie befrieden und welche sie unter Umständen hervorrufen.
Lernziele Die Studierenden lernen das Phänomen «Historikerkommission» international zu verorten und typologisch zu erfassen. Ausgehend von der Unabhängigen Expertenkommission Administrative Versorgungen (2016-2019) gewinnen sie Einsichten in das Verhältnis von Staat, Wissenschaft, Anspruchsgruppen und Medien. Ihre Überlegungen verdichten sie in einem journalistischen Essay, der vom Seminarleiter korrigiert und kommen-tiert wird.
Sprache Deutsch
Begrenzung Max. 20 Personen
Anmeldung ***Wichtig*** Um Credits zu erwerben ist die Anmeldung zur Lehrveranstaltung über das UniPortal zwingend erforderlich. Die Anmeldung ist ab zwei Wochen vor bis zwei Wochen nach Beginn des Semesters möglich. An- und Abmeldungen sind nach diesem Zeitraum nicht mehr möglich. Die genauen Anmeldedaten finden Sie hier: www.unilu.ch/ksf/semesterdaten
Abschlussform / Credits Aktive Teilnahme (Referat) / 4 Credits
Hinweise Studierende der Wissenschaftsforschung haben Vorrang.
Das Seminar zählt für den Schwerpunkt 'Praktiken'.
Hörer-/innen Nein
Kontakt urs.hafner@doz.unilu.ch
u_hafner@bluewin.ch
Literatur

Argus Data Insights: Medienspiegel Kinderheim Steig, 2017.

Bundesamt für Justiz: Merkblatt für Opfer, 2019 (online).

Ashkira Darman, Bernhard C. Schär: Zürcher «Mohren»-Fanatsien, Zürich 2023, S. 4–14 (online).

Svenja Goltermann: Opfer: Die Wahrnehmung von Krieg und Gewalt in der Moderne, Frankfurt am Main 2017.

Urs Hafner: Segeln, wo der Wind weht. Die Rolle der Massenmedien bei der Verdeckung vergangenen Unrechts – das Beispiel fremdplatzierter Kinder und Jugendlicher, in: Béatrice Ziegler, Gisela Hauss und Martin Lengwiler (Hg.): Zwischen Erinnerung und Aufarbeitung. Fürsorgerische Zwangsmaßnahmen an Minderjährigen in der Schweiz im 20. Jahrhundert, Zürich 2018, S. 197–203.

Urs Hafner: Ein dunkles Kapitel, ungenügend aufgearbeitet: Der Schlussbericht der Expertenkommission zu administrativen Versorgungen in der Schweiz, in: Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2019.

Urs Hafner, Mirjam Janett: Draussen im Heim. Die Kinder der Steig (1945–1984). Historischer Bericht zuhanden der Standeskommission Appenzell Innerrhoden, Appenzell 2017.

Alexander Karn: Switzerland’s Independent Commission of Expertes: State-Sponsored History and the Challenge of Political Partisanship, in: Berber Bevernage, Nico Wouters (Hg.): The Palgrave Handbook of State-Sponsored History after 1945, Basingstoke, New York 2018, S. 741-755.

Georg Kreis: Die Bergier-Kommission oder das Gespenst einer Staatsgeschichte. Ein Diskussionsbeitrag, Zürich 2021. 

Michael von Ledebur: «Mohren» in Zürich, in: NZZ, 29.3.2023 (online) 

Martin Lengwiler: Aufarbeitung und Entschädigung transnationaler Fremdplatzierungen. Die Schweiz im internationalen Vergleich, in: Béatrice Ziegler, Gisela Hauss und Martin Lengwiler (Hg.): Zwischen Erinnerung und Aufarbeitung. Fürsorgerische Zwangsmaßnahmen an Minderjährigen in der Schweiz im 20. Jahrhundert, Zürich 2018, S. 159–176. 

Thomas Meier, Sara Galle: Von Menschen und Akten. Die Aktion «Kinder der Landstrasse», Zürich 2009, S. 7–35, 52–701. 

Stephan Scheuzger: Truth Commissions and the Politics of History: A Critical Appraisal, in: Berber Bevernage, Nico Wouters (Hg.): The Palgrave Handbook of State-Sponsored History after 1945, Basingstoke, New York 2018, S. 621-636. 

Stefan Schürer: Die Verfassung im Zeichen historischer Gerechtigkeit. Schweizer Vergangenheitsbewältigung zwischen Wiedergutmachung und Politik mit der Geschichte, Zürich 2009. 

Johanna Sköld: Apology Politics: Transnational Features, in: Johanna Sköld, Shurlee Swain (Hg.): Apologies and the Legacy of Abuse of Children in «Care». International Perspectives (Palgrave Studies in the History of Childhood), Basingstoke 2015, S. 13-26. 

Unabhängige Expertenkommission Administrative Versorgungen (UEK) (Hg.): Organisierte Willkür. Administrative Versorgungen in der Schweiz 1930-1981. Schlussbericht, Zürich 2019 (online). 

Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg (UEK) (Hg.): Die Schweiz, der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg. Schlussbericht, Zürich 2002.