Die Bilderchroniken des 15. und frühen 16. Jahrhunderts aus der Eidgenossenschaft zählen mit ihren vielen detaillierten Darstellungen politischer Ereignisse zu den bekanntesten und am intensivsten benutzten Bildquellen aus dem späten Mittelalter. Sie bieten vermeintlich unmittelbare und "originale" Momentaufnahmen von kriegerischen Auseinandersetzungen, diplomatischen Ritualen, religiösen Zeremonien und populären Festen. Dementsprechend häufig werden sie herangezogen, um „Alltag“ oder sogar „Wirklichkeit“ des Mittelalters anschaulich zu machen, von Geschichtsbüchern bis zu Ausstellungen in Museen. 

Für welche Betrachter wurden diese Bilder angefertigt? Welchen Vorbildern und Darstellungskonventionen folgten sie? Was bleibt auf ihnen unsichtbar, und in welchem Verhältnis stehen sie zum Text? Anhand eidgenössischer Beispiele gibt das Proseminar eine Einführung in das kritische Arbeiten mit mittelalterlichem Bildquellen; dabei werden uns neben den schweizerischen Chroniken auch Beispiele aus Frankreich und Süddeutschland beschäftigen.