Unsere Welt wird ständig und in Echtzeit mittels visueller Medien beobachtet und fotografiert: von lokalen Netzwerkkameras im privaten und öffentlichen Raum bis zu Satelliten, die Bilder unseres Planeten aus extraterrestrischer Perspektive aufnehmen und zur Erde senden. Doch wie prägen diese Bilder unsere Vorstellungen von der Welt? Welche sozialen Gebrauchsweisen dieser Bilder existieren? Welches Wissen vermitteln sie? Und was bleibt auf ihnen unsichtbar?
In diesem Hauptseminar untersuchen wir die Rolle von Bildern aus Netzwerkkameras, Satellitenaufnahmen und intelligenten Überwachungssystemen in verschiedenen Kontexten und diskutieren aus einer theoretischen Perspektive, wie diese Bilder die Prozesse der Weltbeobachtung beeinflussen. Ein zentrales Element des Seminars ist dabei ein konkretes künstlerisch-wissenschaftliches Open-Data-Projekt, das weltweit und rund um die Uhr Bilder mittels öffentlich zugänglicher Netzwerkkameras aufzeichnet und sie in Echtzeit auf einer Website präsentiert. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz werden diese Bilder fortwährend geclustert, was neue Formen und spezifische Darstellungen der Weltbeobachtung ermöglicht.
Gemeinsam mit den Künstler*innen und Wissenschaftler*innen dieses Projekts, die zu Inputreferaten und Gesprächsrunden immer wieder im Seminar anwesend sein werden, wollen wir uns aus einer soziologischen Perspektive mit dem Projekt auseinandersetzen und es theoretisch wie empirisch durchdringen. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, wie visuelle Technologie unsere Sicht auf die Welt verändert und welche sozialen, ethischen und philosophischen Fragen dadurch aufgeworfen werden. |