Die Vorlesung untersucht in vergleichender Perspektive die politischen Systeme, die sich in der Folge der demokratischen Revolution des 18. bis 20. Jahrhunderts herausbilden. Eine für das Seminar leitende Hypothese ist, dass der politische Raum der Moderne durch eine Bipolarität von Demokratie und Autoritarismus bestimmt wird. Dabei geht es nicht um einen Unterschied zwischen traditionellen autoritären Systemen und modernen demokratischen Regimes. Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Differenz von Demokratie und Autoritarismus in der ‚World Polity‘ der Moderne laufend neu erzeugt und neu bestimmt wird, und wir versuchen, diese Prozesse zu beschreiben und zu erklären. Folgende Fragenkomplexe werden in der Veranstaltung eine besondere Rolle spielen:
1.Die Genese von Demokratie vom 18. bis zum 20. Jahrhundert und die Vielzahl von Institutionen (Parlament, Regierung, Verwaltung, Parteien, Wahlen, Öffentlichkeit), die für diesen Prozeß wichtig sind.
2. Die Typen demokratischer Regimes, die in der Moderne beobachtbar sind: präsidentielle und parlamentarische, majoritäre und pluralistische Demokratien, direkte und repräsentative Demokratie.
3. Die Persistenz des Autoritarismus; traditionelle und moderne Autoritarismen; Populismus als Transitionsregime; die globale Diversität der Autoritarismen und der zugrundeliegenden Werte (z.B. China, Russland, Türkei, Saudi-Arabien, Singapur, Ägypten); die Ordnung der Funktionssysteme unter Bedingungen des Autoritarismus.
4. Macht als das Kommunikationsmedium des politischen Systems und die Differenzen im Gebrauch von Macht zwischen demokratischen und autoritären Systemen.
5. Wissen und das politische System: Demokratische und autoritäre Systeme als Wissensordnungen. Die Varianten von Expertokratie und Technokratie in den beiden politischen Systemen. Wissen als ein Mechanismus der Anpassung an Erfordernisse der sozialen und nichtsozialen Umwelten politischer Systeme.
6. Demokratie und Autoritarismus als gesellschaftliche Wertordnungen. Welches sind die Werte und Normen, die den Varianten der Demokratie und den Varianten des Autoritarismus zugrunde liegen und was erklärt die Genese und die Persistenz dieser Wertordnungen? Der Zusammenhang von Werten und funktionaler Differenzierung.
7. Gleichheit und Ungleichheit von gesellschaftlichen Subcommunities als eine Variable, die zwischen Demokratien und Autoritarismen diskriminiert. Ethnizität und Autoritarismus.
8. Theoretische Grundlagen: Theorie der funktionalen Differenzierung, der Inklusion, der soziokulturellen Evolution; Historische Semantik des Politischen. |