Dozent/in |
Dr. Maurits Heumann |
Veranstaltungsart |
Masterseminar |
Code |
HS251581 |
Semester |
Herbstsemester 2025 |
Durchführender Fachbereich |
Politikwissenschaft |
Studienstufe |
Master |
Termin/e |
wöchentlich (Mi), ab 17.09.2025, 10:15 - 12:00 Uhr, HS 11 |
Umfang |
2 Semesterwochenstunden |
Inhalt |
Dieses Seminar richtet sich an Masterstudierende, die praktische Erfahrungen mit qualitativen Forschungsdesigns und Interviewmethoden sammeln möchten. Es steht im Kontext des laufenden Forschungsprojekts «Populism as Peripheral Resentment» und verknüpft aktuelle Forschung mit der Lehre.
In zeitgenössischen Wissensgesellschaften wie der Schweiz zeigt sich eine zunehmende räumliche Polarisierung von politischen Einstellungen: Während Metropolregionen tendenziell linksliberale bis grüne Parteien unterstützen, die progressive kulturelle und ökologische Werte vertreten, finden ländliche Gebiete immer stärkeren Gefallen an konservativen Einstellungen und rechten Parteien (Huijsmans/Rodden 2024). Als zentrales Erklärungsmodell hierfür wird häufig das sogenannte „rural resentment“ (Cramer 2016 u. a.) herangezogen – ein Gefühl der Animosität gegenüber Städter:innen und Eliten, das sich auf die Wahrnehmung bezieht, dass die ländliche Ingroup gegenüber der urbanen Outgroup benachteiligt wird (Munis 2022). In der Forschung werden diese Wahrnehmungen vor allem ökonomisch, politisch und kulturell gefasst.
In diesem Seminar gehen wir jedoch der These nach, dass die Fokussierung auf ökonomische, politische und kulturelle Aspekte eine entscheidende Dimension übersieht: die Wissensdimension (Heumann 2024). Demnach geht es nicht nur um Ressourcenverteilung, Repräsentationsdefizite und unterschiedliche Werte und Lebensstile, sondern um grundlegend verschiedene Wissensformen: Während ländliche Akteur:innen häufig auf eine naturverbundene, praxisnahe Wissensbasis setzen, stützen sich urbane Perspektiven stärker auf akademische Expertise und wissenschaftliche Erkenntnisse. Gerade in kontroversen Bereichen wie Klimaschutz, Landwirtschaft oder Gesundheitspolitik tritt diese Divergenz zutage und wirft die Frage auf, wessen Wissen letztlich als legitim gilt – und wessen nicht. In der Schweiz zeigt sich dies besonders in Abstimmungen zu CO2-Gesetzen, Pestizidregulierungen und Biodiversitätsfragen (Hermann et al. 2023).
Im ersten Teil des Seminars werden wir uns mit einschlägigen Studien zum Thema befassen und überlegen, wie diese Forschung im Rahmen eigener Interviewprojekte operationalisiert werden kann. Im zweiten Teil werden wir gemeinsam einen Leitfaden entwickeln, mit dessen Hilfe Interviewdaten erhoben werden können. Im Rahmen von praktischen Übungen werden die Studierenden darauf vorbereitet, zwei eigene Interviews durchzuführen, zu transkribieren und kritisch zu reflektieren.
|
Lernziele |
Kenntnisse zur Bedeutung des Stadt-Land-Grabens im Allgemeinen und des rural resentment im Besonderen in zeitgenössischen Wissensgesellschaften
Vertrautheit mit der qualitativen Interviewforschung (Erhebungs- und Auswertungsmethoden)
Planung, Durchführung und Reflexion eigener Interviews im Rahmen eines empirischen Forschungsdesign |
Voraussetzungen |
Nur Masterstudierende. |
Sprache |
Englisch |
Begrenzung |
Begrenzung auf maximal 10 Teilnehmende. |
Anmeldung |
***Wichtig*** Um Credits zu erwerben ist die Anmeldung zur Lehrveranstaltung über das UniPortal zwingend erforderlich. Die Anmeldung ist ab zwei Wochen vor bis zwei Wochen nach Beginn des Semesters möglich. An- und Abmeldungen sind nach diesem Zeitraum nicht mehr möglich. Die genauen Anmeldedaten finden Sie hier: http://www.unilu.ch/ksf/semesterdaten |
Prüfung |
Durchführung und schriftliche Reflexion eines eigenen Leitfadeninterviews, Hausarbeit
Aktive Teilnahme, Referat (4 Cr)
Prüfungsmodus / Credits: 4 Credits: Impulsreferat in Gruppenarbeit, Durchführung eines eigenen Interviewprojekts und Verfassen eines Forschungsberichts
|
Abschlussform / Credits |
Aktive Teilnahme, Referat / 4 Credits
|
Hinweise |
4 Credits: Impulsreferat in Gruppenarbeit, Durchführung eines eigenen Interviewprojekts und Verfassen eines Forschungsberichts.
Zusätzliche 6 Credits: Methodische und theoretische Reflexion des Interviewprojekts und Verfassen einer Hausarbeit.
|
Hörer-/innen |
Nein |
Kontakt |
maurits.heumann@unilu.ch |
Material |
Eigenständig erhobenes Interviewmaterial. |
Literatur |
Cramer, K. (2016). The politics of resentment: Rural consciousness and the rise of Scott Walker. Chicago, IL: University of Chicago Press.
Hermann, M., John, A., & Wenger, V. (2023). feneco Stadt-Land-Monitor. Zürich, Switzerland: Sotomo. Retrieved from https://sotomo.ch/site/wp-content/uploads/2023/03/Stadt_Land_Monitor_2023_DE.pdf
Heumann, M. (2024b). They don’t know what they are doing. Knowledge divides and rural resentment in Switzerland [Zenodo Preprint]. https://doi.org/10.5281/zenodo.13909038
Huijsmans, T. (2023). Why some places don’t seem to matter: Socioeconomic, cultural and political determinants of place resentment. Electoral Studies, 83, 1–15. https://doi.org/10.1016/j.electstud.2023.102622
Huijsmans, T., & Rodden, J. (2024). The great global divider? A comparison of urban-rural partisan polarization in Western democracies. Comparative Political Studies, 58(2), 1–30. https://doi.org/10.1177/00104140241237458
Jacobs, N., & Munis, B. K. (2023). Place-based resentment in contemporary U.S. elections: The individual source of America’s urban-rural divide. Political Research Quarterly, 76(3), 1102–1118. https://doi.org/10.1177/10659129221124864
Munis, B. K. (2022). Us over here versus them over there… literally: Measuring place resentment in American politics. Political Behavior, 44, 1057–1078. https://doi.org/10.1007/s11109-020-09641-2
Zumbrunn, A. (2024). Country bumpkin or city slicker? The role of place of living and place-based identity in explaining place-based resentment. Political Research Quarterly, 77(2), 592–606. https://doi.org/10.1177/10659129241230541
|